Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Herkunft und Entwicklung der Tanzbrigade Wien
- 2.1 Von Eisern Wien zur Entstehung der Tanzbrigade Wien
- 2.2 Rechtsextremer Aktionismus zwischen den Subkulturen
- 2.3 Neonazistische Propaganda in sozialen Medien
- 2.4 Erlebnisorientierte Protestbeteiligung in Österreich und Ungarn
- 2.5 Kampfsport als strategisches Element
- 2.6 Chronologie politisch motivierter Straftaten
- 3 Die Personen im Tanzbrigade-Netzwerk
- 4 Das personelle Umfeld der Tanzbrigade Wien
- 5 Die politische Vernetzung in Österreich
- 6 Transnationale Vernetzung nach Deutschland: Von Dortmund bis Frankfurt a. d. Oder
- 7 Transnationale Vernetzung in Europa: Von Chrysi Avgi über Srbski Akcija bis zu Pride France
- 7.1 Tschechien: Rechtsextremer Hooliganismus in der Kurve des AC Sparta Praha
- 7.2 Ungarn und Rumänien: Ferencváros, Légió Hungária und Radical Entourage
- 7.3 Serbien: Klerikalfaschismus und Militanz – Srbski Akcija
- 7.4 Griechenland: Die neonazistische Partei Chrysi Avgi
- 7.5 Frankreich: Tomasz Szkatulski und Pride France
- 7.6 Die Bedeutung der transnationalen Vernetzung der Tanzbrigade
- 8 Besorgniserregende Entwicklungen: Division Wien, “Tanzbrigade-Nachwuchs”, “Defend Austria” und die Wiederkehr der 1990er-Jahre
- 8.1 Defend Austria: Jugendliche Radikalisierung zwischen Neonazismus und “Österreich Patriotismus”
- 8.2 „Division Wien“: Junge Neonazis auf dem Weg zur organisierten Straßengewalt
- 8.3 Neonazismus und Wege in die Radikalisierung: Drei Beispiele aus den Reihen der Tanzbrigade/Division Wien/Defend Austria
- 9 Abschluss und Ausblick
Einleitung
In den letzten Jahren und insbesondere 2024 wurde häufiger über einen neuen Trend innerhalb des Phänomenbereichs Rechtsextremismus berichtet: Insbesondere im Zuge der Mobilisierung gegen CSD-Veranstaltungen in Ostdeutschland fielen vermehrt äußerst junge und gewaltorientierte Neonazi-Gruppierungen auf, die sich in ihrer Ästhetik stark an den Neonazi-Skinhead Subkulturen der 1990er-Jahre orientieren. Auch der Blick auf digitale Trends auf TikTok verdeutlicht, dass sich aktuell eine neue jugendliche Subkultur erlebnisorientierter Neonazis formiert, die nicht versucht, sich den Anstrich neurechter Bürgerlichkeit zu geben, sondern offen als aktionsorientierte Stiefeltruppe des nationalen Widerstands auftritt.

In Österreich kann diese Entwicklung, wenn auch in geringerem Maße, ebenso festgestellt werden: Bei rechtsextremen Events – von Wahlkampfveranstaltungen der FPÖ, über Demonstrationen der Identitären Bewegung bis hin zu christlich-fundamentalistischen Aufmärschen treten insbesondere seit 2024 immer wieder auffällig junge Neonazis in verstärkten Springerstiefeln, Bomberjacken und mit nass rasierten Köpfen auf, die keinen Hehl aus ihrer neonazistischen Gesinnung machen, auf der Suche nach gewaltsamen Konfrontationen mit dem “politischen Feind” sind und einen habituellen Kontrapunkt zu der sonst elitär und bürgerlich auftretenden “Neuen Rechten” rund um die Identitäre Bewegung, die Aktion 451 und die Freiheitliche Jugend darstellen. Sie nennen sich Defend Austria oder Division Wien und versuchen mit Gewalt die Straße für sich einzunehmen.

Obwohl diese gewaltbereiten Jugendlichen auf den ersten Blick unorganisiert erscheinen, offenbart eine genauere Untersuchung ihre engen Verbindungen zu etablierten Neonazi-Strukturen im Wiener Ultra- und Hooliganmilieu – insbesondere zur Tanzbrigade Wien (TB Wien), die ihnen mutmaßlich als ideologisches und organisatorisches Vorbild dient. Im Umfeld etablierter rechtsextremer Akteure radikalisieren sich so zunehmend Jugendliche und junge Erwachsene, die in den letzten Monaten verstärkt durch Angriffe auf Andersdenkende in Erscheinung traten. Trotz ihrer expandierenden Aktivitäten blieb die Tanzbrigade Wien bislang weitgehend unerforscht. Diese Recherche widmet sich daher der systematischen Rekonstruktion ihrer zentralen Akteur*innen, ihrer Aktivitäten und ihrer Vernetzungen. Während die Gruppe für sich genommen bereits eine Gefahr darstellt, liegt die Motivation dieser Recherche in ihrem zunehmenden Einfluss auf erlebnisorientierte, rechte Jugendliche – ein Eskalationspotenzial, das ernst genommen werden muss.

Herkunft und Entwicklung der Tanzbrigade Wien
Die Tanzbrigade Wien gilt, wie die neonazistische Kleinstpartei Der III. Weg konstatiert, als “außergewöhnliche” rechtsextreme Gruppe, weil eines ihrer zentralen Betätigungsfelder in der Organisation von Hardtekk- und Gabber-Partys mit dem Ziel der Etablierung einer nationalistischen “Clubkultur” liegt. Während elektronische Musik und Rave-Kultur innerhalb rechtsextremer Kreise oftmals mit dem als dekadent und “degeneriert” wahrgenommenen Lifestyle eines vermeintlich linken “Mainstreams” assoziiert wird, setzt die Tanzbrigade darauf, dieses subkulturelle Feld für ihre politischen Zwecke zu erschließen und mit neonazistischer Propaganda zu verknüpfen.

Neben der Organisation von Partys fällt die Gruppierung außerdem durch ihre Graffiti sowie den gruppeneigenen großflächig angebrachten Sticker im Wiener Stadtbild auf, die zumeist popkulturell aufgeladene rechtsextreme Bezüge aufweisen. Einzelne mit der Tanzbrigade assoziierte Aktivist*innen sind zudem für ihre hohe Gewaltbereitschaft und für ihre regelmäßige Teilnahme an rechtsextremen Demonstrationen sowie ihre nationalen und internationalen Vernetzungsbemühungen bekannt. Regelmäßig kam es in den letzten Jahren zu rassistischen und antisemitischen Übergriffen von Tanzbrigade-Aktivisten und Angriffen auf migrantische Personen sowie vermeintlich linke Aktivist*innen.



Der in dieser Recherche noch im Detail diskutierte Öffentlichkeitsauftritt der Tanzbrigade Wien in den sozialen Medien versucht diesen gewalttätigen Lifestyle an der Schnittstelle von Rechtsextremismus und Hooliganismus zu kultivieren und insbesondere junge Aktivist*innen zu animieren, ihre politische Ideologie militant auf der Straße umzusetzen. Mittlerweile kam und kommt es vermehrt zu gezielten Angriffen durch mit der Tanzbrigade assoziierte Jugendliche, die sich nunmehr unter dem Namen Division Wien zusammenfinden. Erst kürzlich attackierten Personen aus diesem Umfeld – unter der Anwesenheit von Mitgliedern der Tanzbrigade Wien – nach einer Fairdenken-Demonstration am 30. November 2024 einen chassidischen Juden in der Wiener Leopoldstadt.



Von Eisern Wien zur Entstehung der Tanzbrigade Wien
Die Tanzbrigade Wien ist aus dem Wiener Hooligan-Zusammenschluss Eisern Wien hervorgegangen, der bereits seit den 1990er-Jahren existiert. Ursprünglich handelte es sich um einen Zusammenschluss gewaltorientierter, hooliganistischer Gruppierungen beider Wiener Clubs, um sich gegen auswärts anreisende Fanszenen auf der Straße behaupten zu können. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich innerhalb der Gruppe eine neonazistische Hegemonie etablierte und damalige Akteure der Volkstreuen außerparlamentarischen Opposition (VAPO) in die Gruppe strömten. So ist zu Personen des Eisern Wien-Spektrums in den 1990er-Jahren etwa dokumentiert, dass diese bei Aufmärschen im Wiener Prater neben dem Slogan “Wien! Wien! Eisern Wien” auch neonazistische Sprüche wie “Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!” skandierten.

Der neonazistische Verbund hielt sich über die 2000er hinweg und mit der Entstehung der neonazistischen FAK-Fangruppe Unsterblich Wien, kam neuer personeller Schwung in die Organisation. Bekannte Neonazis des Unsterblich-Milieus wie Roman Popovits traten öffentlich mit Eisern-Shirt auf und die Gruppe knüpfte Kontakte in das gewaltorientierte Milieu von Rapid Wien – gemeinsam ließ man Eisern wieder aufleben. Politisch besonders auffällig wurde der Zusammenschluss ab 2014, als sich in Deutschland und Österreich PEGIDA-Organisationen gründeten. Einer der Gründer von PEGIDA Österreich, Sigmund Arnold, entstammte etwa dem gewaltaffinen Milieu der Ostkurve des FAK und bewegte sich im Umfeld von Unsterblich und dem ebenso neonazistischen Hooligan-Zusammenschluss Ultras Sur Wien (vgl. hier und hier).



Mit PEGIDA versuchten die Eisern-Exponenten eine ähnliche Strategie umzusetzen, wie dies auch die sogenannten Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) in Deutschland erfolgreich tat. Die Mobilisierung scheiterte jedoch und beschränkte sich auf überschaubare öffentliche Auftritte im zweistelligen Bereich in Wien und Graz – Gewalt und Verstöße gegen das Verbotsgesetz vonseiten der Eisern-Mitglieder blieben dennoch nicht aus. Vor allem 2015 kam es während Kundgebungen von PEGIDA unter anderem zu Hitlergrüßen, Bedrohung von Journalist*innen, rassistischen Parolen und zahlreichen gewalttätigen Übergriffen, teils auf linke Gegendemonstrant*innen, Passant*innen und migrantische Personen. Die Täter konnten im Nachgang eindeutig Untsterblich Wien und Eisern Wien zugeordnet werden. Als sich durch interne Querelen, politische Erfolglosigkeit und Isolation im extrem rechten Spektrum das Scheitern von PEGIDA sowie dessen Nachfolgeorganisationen, der Partei des Volkes (PdV) und der Freiheitlich-Heimatlichen Bewegung (FHB), abzeichnete, gingen auch die öffentlichen politischen Auftritte von Eisern Wien wieder merklich zurück.



Die Gründung der Tanzbrigade Wien scheint etwa in den Zeitraum der Mobilisierung von PEGIDA Österreich zu fallen. In einem 2024 veröffentlichten Interview mit der rumänischen rechtsextremen Hooligan-Gruppierung Radical Entourage konstatieren Mitglieder der Tanzbrigade, sie würden seit rund zehn Jahren existieren. Das korreliert auch mit dem vermehrten Auftreten von Tanzbrigade-Stickern etwa ab 2014. Der erste öffentliche Beleg für den Zusammenhang zwischen Tanzbrigade und Eisern Wien erfolgte allerdings erst 2019: Der große Graffito-Schriftzug der migrantischen Hip-Hop-Crew Broke MC am Wiener Donaukanal wurde großflächig mit “Eisern Wien” samt “1683” und “TB” (steht für Tanzbrigade) übermalt – 1683 ist dabei als rassistische Referenz an die Verteidigung Wiens gegen das Osmanische Reich zu verstehen. Nach der Aktion wurde eine Fotografie von rund 20 Eisern-Neonazis, die vor dem übermalten Graffito posieren und die neonazistische Parole “Frei, Sozial und National” rufen, veröffentlicht – eine Inszenierungspraxis, die auch bei zukünftigen Aktionen der Tanzbrigade Wien immer wieder zur Anwendung kommen sollte.

Rechtsextremer Aktionismus zwischen den Subkulturen
Die öffentliche Zurschaustellung von vermeintlichem „Straßenaktivismus“ in Online-Medien erlaubt zugleich eine Rekonstruktion der Aktivitäten der Tanzbrigade Wien. Immer wieder finden sich in einschlägigen neonazistischen Telegram-Kanälen, wie dem Infokanal Deutschösterreich aus dem Umfeld von Gottfried Küssel, Felix Budin und Franz Radl, Kurzvideos oder Fotos von zehn bis zwanzig vermummten Personen, die Eisern-Wien- und Tanzbrigade-Fahnen präsentieren. Begleitet werden diese Aufnahmen häufig von Hardtekk-Sounds, die für die mediale Selbstinszenierung der Gruppe charakteristisch sind. Ebenfalls regelmäßig veröffentlicht werden Bilder von Stadionbesuchen in Österreich und im Ausland, Aufnahmen von Tanzbrigade-Stickern in europäischen Stadien auf Auswärtstouren sowie Fotos überklebter linker Sticker.




Dabei treten jene Akteur*innen, die die heutige Tanzbrigade-Gruppierung tragen, vor allem im Casual-Style auf, der sich seit seiner Entstehung in den 1970er-Jahren in den Fußballstadien Großbritanniens weitgehend in den diversen Fußballfanmilieus Europas etabliert hat. Dass das historisch keinesfalls beliebig ist, zeigt ein kurzer Blick in die Geschichte der Casual-Bewegung in Großbritannien: Nicht allein Fußball-Hooliganismus im feinen Zwirn, Akohol-Konsum und Fokus auf die sogenannte “Dritte Halbzeit” abseits der Stadien samt Angriffen auf gegnerische Fans und deren Lokalitäten standen im Mittelpunkt des Interesses der Casuals, ab den 1990er-Jahren vollzog sich auch eine Neuorientierung. Nachdem die britische Regierung nach der Heysel-Katastrophe 1985 rigorose Maßnahmen gegen Hooliganismus erließ, wichen viele Casuals in die ebenso alkohol- und drogenaffinen Elektro-Clubs aus, wo sie bis heute vorzufinden sind.

Auch die Tanzbrigade ist in dieser subkulturellen Verschneidung zu verorten: Sowohl die offene Handhabung von Suchtmittelgebrauch, der Fokus auf elektronische Musik und ihre Kontakte in gewaltbereite Fangruppierungen in Zentral- und Osteuropa samt Einbindung in die Ackerkampf-Milieus zeichnen ein klares Bild. Diese Erlebnisorientiertheit wirkt sich auch auf die politische Praxis der Tanzbrigade aus: Die Gruppe zeigt sich online stark geprägt von militant-neonazistischem Hooliganismus sowie gewalttätiger Praxis, die vor allem die physische Konfrontation mit politischen Gegner*innen, Migrant*innen und LGBTIAQ*-Personen sucht.
Neonazistische Propaganda in sozialen Medien
Im Juli 2022 etablierten die Akteur*innen der Tanzbrigade ein eigenes Propaganda-Outlet auf Telegram, Instagram, Facebook und TikTok, über das sie sämtliche Aktivitäten der Gruppe öffentlich machen. Der Name des Kanals – „Regel 17: Auswärts ist man asozial“ – ist bewusst provokant gewählt und bewegt sich inhaltlich zwischen rechtsextremer Propaganda, Hooligan-Lifestyle und transnationaler White-Power-Solidarität. Sowohl inhaltlich als auch ästhetisch orientiert sich der Kanal an bereits etablierten und relativ erfolgreichen neonazistischen Hooligan-Plattformen wie „Ultras not Reds“ aus dem Balkanraum, der vermutlich aus Deutschland stammenden „Gruppa OF“ sowie dem französischen Kanal „Ouest Casual“.


Der Regel-17-Kanal gibt dabei tiefe Einblicke in die inhaltliche Positionierung der Tanzbrigade: Während die Gruppe außerhalb des Kanals kaum eine eigene Programmatik entwickelt, veröffentlicht sie auf Telegram regelmäßig kurze Texte, die Rückschlüsse auf ihre ideologischen Standpunkte zulassen. Wie bei vielen anderen rechten Akteur*innen dürfte die Corona-Pandemie eine prägende Phase für sie gewesen sein. Wiederholt wird auf dem Kanal gegen eine imaginierte „globale Elitenverschwörung“ agitiert, die angeblich mit allen Mitteln versuche, die europäischen Völker zu unterwerfen. Dabei bedient sich die Gruppe klassischer rechtsextremer Topoi – etwa der Vorstellung eines gezielten „Großen Austauschs“, der Blut-und-Boden-Ideologie, aber auch moderner Verschwörungserzählungen. Dazu gehören insbesondere Impfverschwörungsnarrative sowie die Agitation gegen einen vermeintlichen „Genderwahn“, der angeblich die „maskuline Wehrhaftigkeit“ der europäischen Völker gezielt schwächen solle, um sie willenslos und „vernutzbar“ zu machen.

Neben dieser programmatischen Ausrichtung ist der Kanal geprägt von einem visuell aggressiven Stil: Regelmäßig werden Fotos von rechtsextremen Gruppen aus ganz Europa veröffentlicht – häufig vermummt, mit einschlägiger Symbolik oder in martialischen Posen. Daneben finden sich Videos aus Fankurven verschiedener Vereine sowie Gewaltaufnahmen von der Straße, die ein hooliganistisches Lebensgefühl vermitteln sollen. Ein wiederkehrender inhaltlicher Schwerpunkt war zuletzt auch die „nationale Gefangenenhilfe“ – insbesondere im Kontext der Verhaftung und langjährigen Inhaftierung des Osttiroler Neonazis und Terrorsphära-Leadsängers Manuel Eder in der Justizanstalt Graz-Karlau. Die Tanzbrigade solidarisierte sich mehrfach mit Eder, posierte mit Transparenten für seine Freilassung und thematisierte Möglichkeiten zur Unterstützung seiner Familie.

Der Content der Kanäle wird mit popkulturellen Methoden aufbereitet, wie sie ursprünglich aus der sogenannten „Neuen Rechten“ bekannt sind: Graffiti, Transparente und schnelle Schnitte prägen den Online-Auftritt, ergänzt durch die für die Tanzbrigade typischen Stilmittel – etwa die Präsentation neuer Hardtekk-Remixes der Gruppe oder Bilder von Konzerten und Fußballauswärtsfahrten, an denen TB-Mitglieder teilgenommen haben. Der Kanal selbst hebt sich in seiner wenig strukturierten und oft klamaukartigen Inszenierung von klassischen neonazistischen Organisationen ab. Diese unkonventionelle Ästhetik scheint gezielt darauf ausgerichtet zu sein, junge Menschen mit einem rechtsoffenen oder bereits gefestigten rechten Weltbild anzusprechen.
Erlebnisorientierte Protestbeteiligung in Österreich und Ungarn
Im Zuge der COVID-19-Pandemie beteiligten sich die Neonazis der Tanzbrigade ab 2020 auch beinahe von Beginn an den verschwörungsideologischen Demonstrationen in der Wiener Innenstadt und fielen dort infolge ihrer hohen Gewaltbereitschaft auf. Akteur*innen der Tanzbrigade waren regelmäßig Teil der militanten Hooliganblöcke bei den rechten Aufmärschen, die teilweise direkt im Auftrag von Martin Rutter agierten und sowohl für Angriffe auf Journalist*innen verantwortlich waren als auch als prügelnder Frontblock gegen politische Gegner*innen und Einsatzkräfte fungierten. Neben den Tanzbrigade-Aktivist*innen selbst waren in diesem Zusammenhang auch Personen aus deren direkten Umfeld, wie etwa der hooliganistische Gewalttäter aus der FAK-Fanszene Raffael Ruppert oder der aus Eichgraben stammende und für den Fußballverein USV Eichgraben spielende Gewalttäter Mario Vocke, regelmäßig Teil der Hooliganblöcke und in Angriffe auf Journalist*innen involviert.



Abseits der Corona-Demonstrationen partizipierten Mitglieder der Tanzbrigade vor allem bei Veranstaltungen der Identitären Bewegung, oder bei Solidaritätskundgebungen mit der FPÖ. So sind sie regelmäßig bei den international beworbenen Sommerdemonstrationen der IB präsent und auch bei IB-nahen Events – etwa Partys im Keller der Freiheitlichen Jugend. Allerdings beschränkt sich die Teilnahme an rechtsextremen Kundgebungen nicht allein auf Wien: Beim neonazistischen „Tag der Ehre“ in Budapest waren Tanzbrigade-Mitglieder bereits mehrfach vertreten, nahmen am Auftakt des Aufmarsches teil und besuchten mutmaßlich auch das direkt anschließende Rechtsrockkonzert, das von der ungarischen B&H/C18-Sektion organisiert wurde. Die Teilnahme an rechtsextremen Kundgebungen und Demonstrationen kann so zu einem zentralen Betätigungsfeld der Tanzbrigade Wien angesehen werden.



Kampfsport als strategisches Element
Die Tanzbrigade Wien weist nicht nur eine ideologische Nähe zu extrem rechten Kampfsportnetzwerken auf, sondern auch eine deutliche Affinität zum Kampfsport selbst. Mehrere Mitglieder betreiben selbst MMA oder Muay Thai, allerdings meist auf amateurhaftem Niveau. Innerhalb der Gruppe dient Kampfsport vor allem zur Selbstinszenierung, zur Steigerung der Gewaltaffinität und als identitätsstiftendes Element. Während einige Mitglieder ihre begrenzten Kampfsportfähigkeiten im Erlebnisraum Gewalt einsetzen, lässt sich gleichzeitig eine zunehmende Orientierung an der rechtsextremen Kampfsportkultur beobachten. In ihrer Außendarstellung posieren Tanzbrigade-Mitglieder häufig in Kampfsportmarken mit hooliganistischem und rechtsextremem Einschlag, wie etwa Octagon – eine Marke, über die wir bereits eine eigene Recherche veröffentlicht haben. Es handelt sich dabei um eine performative kulturelle Bezugnahme, die Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung stilisiert. Zu den aktiv trainierenden Kampfsportlern innerhalb der Tanzbrigade zählen unter anderem:
- Marco Singraber (MMA)
- Cedomir Aleksijevic (MMA)
- Matej Kacafirek (MMA)
- Bernhard Burian (Muay Thai)
- Markus Horvath (Muay Thai)
Mindestens vier von ihnen sind bereits als gewaltbereite Akteure in Erscheinung getreten. Die Tanzbrigade selbst unterhält zudem direkte Kontakte zu extrem rechten Kampfsportnetzwerken, insbesondere zum Kampf der Nibelungen (KdN). In einem Interview mit der neonazistischen Partei Der III. Weg gab die Gruppe an, dass sie einen Kämpfer zum KdN schicken wollte. Die Teilnahme sei jedoch von den Behörden untersagt worden. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um das KdN-Event 2019 in Ostritz handelte, das kurzfristig von der Stadt verboten wurde. Auch auf lokaler Ebene hat die Tanzbrigade Kampfsport als Element ihrer Szene etabliert. Als sich der Neonazi Patrick “Panzer” Spirk als professioneller MMA-Kämpfer zu positionieren versuchte, fand sich eine breite Unterstützung aus dem rechtsextremen Milieu. Neben der Sportgemeinschaft Noricum, dem Tattoostudio des Noricum-Mitglieds Robert Wabro, der Firma des Tanzbrigade-Exponenten Johannes Haimer sowie dem Red Dogs MC-Vertrieb „Radaubruder“ war auch das Logo der Tanzbrigade auf den Sponsoring-Plakaten Spirks zu sehen. Nachdem Spirk später selbst ein MMA-Gym in Wien eröffnete, trainierten dort mehrere Mitglieder der Tanzbrigade regelmäßig, darunter Marco Singraber, Cedomir Aleksijevic und ein junger Neonazi aus dem direkten Umfeld der Gruppe. Die Unterstützung durch Noricum und Radaubruder nahm jedoch nach internen Konflikten innerhalb der SCR-Fanszene ab und auch die Tanzbrigade distanzierte sich schrittweise von Spirk. Mittlerweile scheint er aus diesen Kreisen keinerlei Rückhalt mehr zu erhalten.



Obwohl Kampfsport derzeit keine zentrale Rolle innerhalb der Tanzbrigade als Organisation spielt, bleibt das Thema innerhalb der Gruppe präsent. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Mitglieder künftig an neonazistischen Kampfsportveranstaltungen beteiligen – etwa am von der tschechischen Neonazi-Vereinigung Nacionalisté organisierten Turnier „Virtus et Honor“, bei dem bereits mehrfach Neonazis aus dem Alpen-Donau-Netzwerk antraten. Darüber hinaus bestehen enge Kontakte zu rechtsextremen Hooligans in Tschechien, über die Mitglieder der Division Wien, der Jugendsektion der Tanzbrigade, offenbar an Acker-Matches teilnehmen. Diese Aktivitäten dienen nicht nur der eigenen Gewalterfahrung und -legitimation, sondern auch der Etablierung in extrem rechten, gewaltaffinen Netzwerken. Besonders die Division Wien tritt in diesem Kontext verstärkt in Erscheinung: Mitglieder posieren in martialischer Vermummung beim Kampfsport-Training in öffentlichen Parks, oft verbunden mit Gewaltaufrufen gegen politische Gegner. Diese Entwicklung zeigt, dass Kampfsport innerhalb der Tanzbrigade nicht nur als Freizeitbeschäftigung, sondern zunehmend als strategisches Element im Kontext neonazistischer Gewalt und Vernetzung genutzt wird. Die enge Verknüpfung mit extrem rechten Strukturen, die gezielte Schulung in Kampftechniken sowie die Kontakte zu internationalen Hooligan-Szenen verdeutlichen die potenzielle Rolle der Tanzbrigade als Teil eines militanten, europaweit vernetzten Netzwerks.



Chronologie politisch motivierter Straftaten
Neben der Teilnahme an Demonstrationen bildet politisch motivierte Gewalt einen zentralen Handlungsschwerpunkt der Tanzbrigade. Diese richtet sich gezielt gegen politische Gegner*innen sowie gegen Personen, die nicht in das rechtsextreme Weltbild der Gruppe passen. Beinahe alle Mitglieder der Tanzbrigade sowie ihr erweitertes Umfeld (siehe unten) sind bereits durch Gewalttaten in Erscheinung getreten. Diese stehen häufig im Zusammenhang mit besuchten Demonstrationen oder rechtsextremen Kundgebungen – etwa während der Corona-Proteste oder im Nachgang von rechtsextremen Veranstaltungen, bei denen gezielt Personen abgefangen und attackiert wurden. Besonders seit den Corona-Demonstrationen ist ein kontinuierlicher Anstieg der Gewaltakte zu verzeichnen, mit einem neuen Höchststand im Dezember 2024. Dass es sich dabei nicht um vereinzelte Impulstaten, sondern um eine systematische Eskalation handelt, zeigt die Stringenz und Häufung der Übergriffe über die letzten Jahre hinweg. Neben Angriffen im Zuge rechtsextremer Versammlungen sind auch Übergriffe im Umfeld linker, insbesondere queerfeministischer Veranstaltungen dokumentiert – etwa am Rande der Vienna Pride. Besonders problematisch ist die hohe Dunkelziffer nicht erfasster Angriffe. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Übergriffe weitaus höher liegt als hier konstatiert werden kann.




Eine Auswahl dokumentierter Angriffe der letzten Jahre, die eindeutig der Tanzbrigade Wien und ihrem Umfeld zugeordnet werden konnten. Weitere mutmaßliche Attacken sind nicht aufgeführt, da ihre Täterschaft zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit diesem Personenkreis zuzurechnen ist, aber nicht eindeutig belegt werden kann:
10. März 2021: Der Tanzbrigade-Neonazi Michael Petrzela trifft in der U-Bahn zufällig auf einen Wiener Journalisten, der gerade von einer Corona-Demonstration berichtet hat. Petrzela beginnt daraufhin unter “Nationaler Widerstand”-Rufen auf den Journalisten einzuschlagen.
31. Jänner 2021: Die Unwiderstehlich-Neonazis Paul Blang und Thomas Cibulka attackieren gemeinsam mit den Tanzbrigade-Exponenten André Emmanuel Rauch und René Buchinger Presservertreter*innen auf einer Corona-Demonstration.
31. Jänner 2021: Der aus dem engen persönlichen Umfeld von Bernhard Burian stammenden Mario Vocke beteiligt sich bei einem Übergriff auf eine Journalistin – Vocke wird dabei fotografiert, wie er versucht auf die Journalistin und ihre Begleitung einzuschlagen. Während des Übergriffs sprüht ein weiterer Angreifer mit Pfefferspray auf die Journalistin ein.
02. Oktober 2021: Christian Csincsics, Matej Kacafirek, Marco Singraber und weitere Personen bewerfen auf einer Corona-Demonstration Gegendemonstrant*innen mit Flaschen und Dosen. Kurze Zeit später greifen sie Umstehende einer linken Kundebung an.
10. Jänner 2023: Matej Kacafirek ruft in der Wiener Innenstadt alkoholisiert nationalsozialistische Parolen und attackiert aus rassistischen Motiven zwei Frauen, eine davon tritt er dabei eine Rolltreppe hinunter. Bereits 2022 war Kacafirek vor allem durch regelmäßig Gewaltandrohungen und Übergriffe in Wien Ottaking aufgefallen.
17. Juni 2023: Der Tanzbrigade-Neonazi Cedomir Aleksijevic attackiert eine teilnehmden Person der Vienna Pride, entreißt ihr eine Pride-Flagge und verbrennt diese im Anschluss. Das Bild der zerstörten Pride-Flagge landet später im neonazistischen Ultras not Reds-Kanal.
Anfang November 2024: Bernhard Burian greift mit anderen Personen eine Person am Westbahnhof an. Die Person kann die Situation noch verlassen und bleibt unverletzt.
30. November 2024: Marco Singraber schlägt einer PoC-Person, die linke Aufnäher auf ihrem Gewand trägt in den öffentlichen Verkehrsmitteln unvermittelt ins Gesicht.
30. November 2024: Patrick, Cedomir Aleksijevic und Division Wien-Mitglieder attackieren einen chassidischen Juden in der Leopoldstadt, entreißen sein Schtreimel und werfen es in eine Mülltonne.
Dezember 2024: Division Wien-Mitglieder stürmen in das queerfeministisch-antirassistische Villa Vida-Café, versuchen Umstehende zu attackieren und verkleben “Deutsche Jugend Voran”-Sticker.
28.12.2024: Mehrere Mitglieder der Division Wien, die sich zuvor mutmaßlich in der Österreichischen Landsmannschaft im Keller der Ghibellinia zu Wien aufgehalten haben, greifen mehrere vermeintlich linke Personen in der Wiener Josefstadt an – ein Opfer wird niedergeschlagen. Die gesamte Gewalttat wird mitgefilmt und nachher höhnisch auf Instagram hochgeladen.
Die Personen im Tanzbrigade-Netzwerk
Bei der Tanzbrigade Wien handelt es sich um einen relativ losen Zusammenschluss von Neonazis, die sich vorwiegend aus der rechtsextremen Fußballsubkultur rekrutieren. Während sich der harte Kern vermutlich an zwei Händen abzählen lässt, kann für den Zeitpunkt 2025 von insgesamt etwa 15 Personen ausgegangen werden, die sich mal mehr, mal weniger aktiv an Aktionen der TB beteiligen, mit den Kernmitgliedern gut bekannt sind und sich mit dem Projekt identifizieren. Zählt man den Nachwuchs an rechtsextremen Aktivist*innen aus dem Umfeld der Division Wien hinzu, so kann von einem Netzwerk von etwa 30 bis 35 Personen ausgegangen werden, das insgesamt zunehmend aktiv in Erscheinung tritt und sich zwischen neonazistischem Subkultur-Lifestyle, politischem Aktivismus und offener Gewalttätigkeit bewegt. Im Folgenden werden die zentralen Personen der TB-Wien und ihres Umfelds vorgestellt und auf ihre biografischen Hintergründe eingegangen, soweit diese rekonstruiert werden konnten. Während manche der Aktivist*innen bereits bekannt waren, wurden andere noch nicht explizit der Tanzbrigade zugerechnet und wieder andere bisher gar nicht thematisiert.

Christian Csincsics
Zu den dienstältesten Mitgliedern der Tanzbrigade Wien zählt zweifellos der bekennende Neonazi Christian Csincsics. Csincsics ist einerseits in der Wiener Free- und Hardtekk-Szene aktiv, andererseits dürfte er zeitweise in der Ostkurve des FAK gestanden haben, verkörpert also in seiner Person die subkulturelle Ausrichtung der Tanzbrigade zwischen elektronischer Musik und Fußballszene. Fotos aus sozialen Netzwerken belegen das neonazistische Weltbild des TB-Aktivisten: So sieht man ihn süffisant in Braunau oder mit White Power-Gruß posierend, seine Kommentare unterstreichen die rechtsextreme Gesinnung. Christian Csincsics verfügt darüber hinaus über Kontakte in die österreichische Neonaziszene und nahm in der Vergangenheit mit zentralen Akteur*innen auch an rechtsextremen Events im Ausland teil. So zeigen ihn Fotos aus dem Jahr 2019 gemeinsam mit den Unwiderstehlich-Nazis Paul Blang und Thomas Cibulka auf dem von Thorsten Heise und der mittlerweile aufgelösten Arischen Bruderschaft organisierten neonazistischen Schild- und Schwert-Festival in Ostritz. Während der Corona-Pandemie partizipierte Csincsics regelmäßig an den verschwörungsideologischen Demonstrationen in Wien und griff dort gemeinsam mit anderen TB-Aktivisten wie Matej Kacafirek auch antifaschistische Gegendemonstrant*innen an. In dieser Zeit dürfte Csincsics auch für die Produktion und den Vertrieb von Tanzbrigade-Merchandise verantwortlich gewesen sein, wie Facebook-Postings von ihm nahe legen.



Zur Einbindung von Csincsics in die Wiener Free- und Hardtekk-Szene: Nachdem Csincsics nach eigenen Angaben bei der Loveparade 2000 einen “Schlüsselmoment” erlebt und zuvor mit der sogenannten “Porno-Crew” und seinem Projekt “Tschisi-Live” erste Auftritte absolviert hatte, gründete der TB-Neonazi 2009 seine eigene Eventmanagement-Agentur namens “Pink Banana Entertainment“. Unter diesem Label war Csincsics vor allem zwischen 2010 und 2015 in der Wiener Tekk-Szene aktiv. Insbesondere das Eventformat “Hells Kitchen” aus dem Umfeld der Cheeky Rascals, einer der szeneprägenden Tekk-Crews dieser Zeit, führte Csincsics unter dem Label Pink Banana als regelmäßigen Act im Lineup. Csincsics’ Relevanz innerhalb der Szene zeigte sich auch bei der “groupone presents: 4 Years Pink Banana Entertainment”-Party im Estate Club in Wiener Neustadt am 20. April 2013 – über das Datum darf angesichts der ideologischen Ausrichtung von Csincsics spekuliert werden: Auf der Setlist standen lokale Tekk-Größen wie Naz-T, TDN Kore oder Monch. Im selben Jahr organisierte Csincsics erstmals die Veranstaltung “Fear and Loathing in Hell’s Kitchen” im Wiener Camera Club, einer Lokalität die insgesamt häufig mit den Neonazis der Tanzbrigade in Verbindung gebracht werden kann.



Die bei den Events auflegenden DJs verdeutlichen die Kontakte des TB-Vertreters in die Wiener Hardtekk-Szene. Bei den von Csincsics angeworbenen DJs handelt es sich vielfach um fixe Szenegrößen in Wien, die offenbar wenig Problembewusstsein für neonazistische Umtriebe in der Technoszene haben. Dies lässt sich am Beispiel des bekannten Wiener Hardtekk-DJs Naz-T, der mit bürgerlichem Namen Thomas Darvas heißt, verdeutlichen. Dieser war bei allen von Csincsics organisierten Veranstaltungen im Lineup vertreten und ist Mitbegründer des 1997 gegründeten “Death Noize Clans”. Der “Clan” gilt ebenso wie Naz-T als Fixstern am Wiener Hardtekk-Himmel, Naz-T selbst legt in Clubs in ganz Europa auf. Der Clan wurde seinerzeit bewusst in Abgrenzung zum Mainstream der Szene und der sich stark in kommerziellen Clubs etablierenden Acid-Kultur gegründet. Im Gründungsmythos des Death Noize Clans heißt es dazu: “Sie [die Gründer] genossen es, anders zu sein als all die furchtbar stillosen und sehr feminin gekleideten Techno- und Disco-Marionetten, von denen das Land in den späten 90ern überbevölkert war”. Neben dem für subkulturelle Milieus typischen Abgrenzungshabitus gegenüber einem wahrgenommenen Mainstream ist auch der inhärente Sexismus (“feminin gekleidet”) zu beachten, mit dem der “Mainstream” assoziiert wird – demgegenüber steht die freie und raue Männlichkeit des DNC, die sowohl die Szene als auch die Musik widerspiegelt. Mittlerweile hat der “Clan” einen eigenen Ableger in Budapest und ist als Hardtekk-Institution international bekannt.



Auch wenn der DNC keineswegs als genuin rechte oder rechtsextreme Gruppierung eingestuft werden kann, so sind doch gewisse Verbindungen auffällig: So pflegte der langjährige FAK-Fan Darvas eine Bekanntschaft mit dem SCR-Neonazi-Hooligan Christian Lhotan. Und auch bei den Veranstaltungen des DNC fielen vor allem in den 2010er Jahren immer wieder Neonazis der Tanzbrigade auf: So besuchten Csincsics, Michael Petrzela, René Buchinger und der mittlerweile zum Präsidenten des Noricum MC aufgestiegene SCR-Neonazi-Hooligan Thomas Guzvan die Veranstaltungen. Dabei passten die Neonazis in das Bild des vom Death Noize Clan gewünschten “Außenseitertums”: Lonsdale-Shirts, Glatzen, Camouflage, Springerstiefel und durchtrainierte Männer prägten das Bild der Veranstaltungen, Hypermaskulinität – als Gegenmodell zu damals effeminiert wahrgenommenen Mainstream.




Dass es bis heute Kontinuitäten der 2010er-Jahre gibt, versinnbildlicht u. a. das von Christian Csincsics, dem Cheeky Rascals-DJ Sick Boy und Thomas Darvas gemeinsam ausgerichtete “Fear and Loathing in Hell’s Kitchen” im Wiener Camera Club Ende Mai 2024 wie auch das vom Death Noize Clan und den Cheeky Rascals organisierte “Madness”-Event im Wiener Club Jolly Roger Ende 2024. Der Club hat sich nach Veröffentlichung der Recherche in einem Statement deutlich von den Events distanziert und gezeigt, wie man rechtsextremen Unterwanderungsversuchen der Club-Kultur entgegentreten kann. Die Setlist der Events ähneln jenen Veranstaltungen von vor zehn Jahren – bei beiden konnten in der Vergangenheit Neonazis beobachtet werden. Erneut auch konnte Csincsics bei seinem Event Naz-T und Sick Boy sowie international renommierte Acts wie Marc Arcadipane für seinen Agentur-Relaunch gewinnen. Erwähnenswert sind im Kontext von “Fear and Loathing” ferner mehrere Aspekte: Zum Einen bekannte sich die Tanzbrigade auf ihrem Telegram-Kanal vollmundig zu dem Event, man sei als Gruppierung Ausrichter gewesen und habe da “sein Können” bewiesen. Auffällig ist auch, dass sich wie schon in den 2010er-Jahren organisierte Fans der beiden Wiener Stadtclubs in einem rechtsoffenen Raum begegnen – während etwa Darvas FAK-Anhänger ist, gilt der DJ Sick Boy (als Teil der Cheeky Rascals) als SCR-Fan; so scheint sich möglicherweise die Eisern-Mentalität auch im Free- und Hardtekk-Bereich zu reproduzieren. Des Weiteren feierte auf dem Event die weibliche Tanzbrigade-Exponentin “DJ Skadi” ihre Premiere als DJane – womit die Tanzbrigade nun auch in ihren Reihen über eine eigene DJane verfügt – dazu später mehr.



Michael Petrzela
Neben Csincsics ist zweifellos Michael Petrzela als zentraler Bestandteil der Tanzbrigade Wien zu nennen. Petrzela ist der Sohn eines Mitglieds der Alten Garde, dürfte aber selbst nur eine marginale Position in der Kurve des SK Rapid einnehmen. Zentraler für diese Recherche erscheint seine Verortung in der Wiener Freetekk-Szene: Dort lassen sich Bilder bis in die späten 2000er Jahre zurückverfolgen, vor allem in Wien (u.a. beim Death Noize Clan), teilweise auf Rave-Veranstaltungen in Ungarn, wobei hier partielle Überschneidungen mit der Ferencváros-Fanszene festzustellen sind, wie etwa ein Foto von Petrzela mit dem nationalistischen Ferencváros-Fan László Philip zeigt, der zeitweise für die deutsche Hardtekk-Crew “Terrorgestörte Gabberfront Deutschland” aktiv war. Die Verbindung zu Thomas Darvas, der László Philip bereits in Wien empfangen hat, wäre in diesem Zusammenhang naheliegend.



Relevanter für den vorliegenden Text und als Beleg für die eindeutig rechtsextreme, teils neonazistische Ideologie, die Petrzela vertritt, sind die Jahre ab 2020, vor allem das Aufkommen der Corona-Demonstrationen. Dort engagierte sich Petrzela gemeinsam mit anderen Exponenten der Tanzbrigade (Csincsics, Kacafirek, Singraber, Burian, Rauch) regelmäßig in einer Gruppe hooliganistischer Gewalttäter, über die wir bereits in einem früheren Text berichtet haben. Neben Corona-Demonstrationen war Petrzela auch häufig auf Demonstrationen der Identitären Bewegung anzutreffen, wo er wiederholt durch verminderte Impulskontrolle und Gewaltaffinität auffiel und für Belästigungen und Angriffe auf Journalist*innen verantwortlich war. Von besonderer Bedeutung ist auch ein Foto einer Corona-Demonstration vom Oktober 2023: Dort traf Petrzela, der mit Matej Kacafirek und Bernhard Burian an der Demonstration teilnahm, auf Gottfried und Karin Küssel – der freundschaftliche Händedruck belegt die Kontakte zwischen Küssel und Petrzela, der ebenfalls in der Leopoldstadt, in Gehweite von Küssel, in der Zirkusgasse wohnhaft ist.



Marco Singraber
Marco Singraber ist ein weiterer zentraler Akteur der TB-Wien: Einerseits ist davon auszugehen, dass Singraber maßgeblich in die Graffiti-Aktionen der Tanzbrigade involviert ist, andererseits gibt es Hinweise darauf, dass er zumindest einer der Verantwortlichen für den Social-Media-Kanal der Gruppe ist. Social-Media-Posts zeigen Singraber häufig im Zusammenhang mit Fotos, die kurze Zeit später verpixelt über den anonymen Kanal “Regel 17: Auswärts ist man asozial” veröffentlicht werden. Auch finden sich zahlreiche Fotos von ihm mit frisch gesprühten Graffiti der Tanzbrigade im Hintergrund, wie etwa das bewusst als Provokation gemalte Graffito im Esterházypark beim Haus des Meeres im 6. Wiener Gemeindebezirk im Dezember 2024 mit dem Schriftzug “Frohe Weihnachten ihr Zecken.”






Singrabers politische Aktivitäten wurden in Österreich erstmals im Zusammenhang mit den Corona-Demonstrationen dokumentiert. Ursprünglich stammt der Neonazi aus der organisierten Fanszene des 1. FC Nürnberg und dürfte in Wien zumindest zeitweise als Vorstand der “Glubbfans“, einem offiziell eingetragenen Fanclub des FCN in Wien, aktiv gewesen sein. Da zwischen dem SCR und dem FCN Fanfreundschaften bestehen, wurde Singraber zeitweise im Block West des SCR gesichtet, dürfte dort aber keine blockinterne relevante Funktion ausgeübt haben. Seit einigen Jahren ist Singraber auch Mitglied des 1%-MC Final Dawn, der sein Motherchapter in Wien bei Heiligenstadt hat. Damit ist er nicht das einzige Member des Final Dawn MC im Netzwerk der Tanzbrigade: Ein weiteres Full Member scheint unter anderem mit Bernhard Burian freundschaftlich vernetzt zu sein. Zuletzt wurde Singraber bei einer Kundgebung der FPÖ im März 2024 gesehen, wo er gemeinsam mit dem Unsterblich-Neonazi Alexander Christian und dem Noricum MC-Mitglied André Emmanuel Rauch an der Veranstaltung teilnahm. Interessant ist auch der durchaus freundschaftliche Umgang des TB-Aktivisten mit Kadern der Identitären Bewegung wie Gernot Schmidt – bei Demonstrationen der Identitären Bewegung werden die TB-Aktivisten von den Ordnern der IB herzlich begrüßt.



Von Interesse ist zudem ein LinkedIn-Beitrag, der auf ein mittlerweile inaktives Profil zurückgeht: Dort gibt sich ein gewisser Marco Singraber als Betreiber und Verkäufer des “Regel 17”-Shops in Wien zu erkennen. Regel 17, mit vollem Namen “Regel 17: Auswärts ist man asozial”, ist, wie bereits erwähnt, der Name des hauseigenen Tanzbrigade-Kanals – der Shop, der mittlerweile ebenfalls offline ist, lief auf der Domain regel17.de. Auf Fotos in den sozialen Medien ist Singraber wiederum in einem T-Shirt mit demselben Schriftzug und Logo zu sehen. Neben seinem Aktivismus hat Singraber zumindest in der Vergangenheit auch als Türsteher gearbeitet. So zeigen ihn Fotos unter anderem mit Raphael Schwendt als Doorman bei der Veranstaltung “Vienna Tun Up” im bekannten Wiener “Camera Club” – also jenem Club, in dem auch Csincsics’ Techno-Event “Fear and Loathing” stattfand. So schließt sich der Kreis. Das Social-Media-Profil von Singraber gibt tiefe Einblicke in sein rechtsextremes Weltbild, das prominent am Hals getragene Blood & Honour-Tattoo (“28”) erklärt sich vor diesem Hintergrund von selbst. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Aktivitäten der Tanzbrigade Wien im Zusammenhang mit dem Camera Club stellt sich die Frage, ob die Eigentümer*innen über die neonazistische Gesinnung der Exponent*innen Bescheid wissen und diesen ignorieren oder sogar begrüßen. In der Außendarstellung gibt sich der erfolgreiche Club als weltoffen und veranstaltet regelmäßig queere Parties – inwiefern das mit neonazistischen Umtrieben und von Neoanzis organisierten Parties vereinbar ist, sei dahingestellt.


Martin Eckart
Über das Mitglied der Tanzbrigade Martin Eckart ist bislang wenig bekannt: Erstmals öffentlich als Teil der Neonaziszene wahrgenommen wurde Eckart bei der Teilnahme an einer Party im Keller des Noricum MC zusammen mit Paul Blang, Thomas Cibulka und Bernhard Burian. Dabei trug er das T-Shirt der NSHC (National Socialist Hardcore)-Band “Moshpit” im Stil des Blood & Honour-Logos, unter dem der Slogan “Metal against Antifa” das neonazistische Emblem zierte. Während der in Wien Floridsdorf wohnhafte Eckart lange Zeit nicht bei öffentlichen rechtsextremen Veranstaltungen gesichtet werden konnte, trat Eckart zuletzt bei der Kundgebung von Hannes Brejcha (Fairdenken) am 30. November 2024 am Heldenplatz auf – anwesend waren mehrere Tanzbrigade-Exponenten sowie zahlreiche junge Rechtsextremist*innen (siehe Abschnitt weiter unten). Dass Eckart der Tanzbrigade zuzurechnen ist, zeigen nicht nur das große Tanzbrigade-Tattoo auf Eckarts Schulter, das Tragen von Tanzbrigade-Merchandise, sondern auch Regel 17-Postings, die eindeutig auf Eckarts Konzertreisen Bezug nehmen.



André Emmanuel Rauch
Mit André Emmanuel Rauch kann ein langjähriger Neonazi als Mitglied der Tanzbrigade genannt werden. Rauch ist zumindest seit mehr als zehn Jahren in der Wiener Naziszene aktiv. Ursprünglich aus der Kurve des SCR stammend, scheint er in den 2010er Jahren Teil von Eisern Wien gewesen zu sein und dürfte über diesen Weg gute Kontakte zu Unsterblich Wien gepflegt haben. So war er einer der Angreifer, die 2014 versuchten, das EKH zu überfallen, 2015 war Rauch dann mehrfach als Ordner und Teilnehmer bei Demonstrationen der Identitären Bewegung aktiv. 2017 nahm er am Neonazi-Musikfestival “Rock gegen Überfremdung” in Themar teil, spätestens seit 2018 ist er Mitglied der damals noch als “Sportgemeinschaft Noricum” auftretenden Neonazi-Gruppierung Noricum MC und war Teil der Delegation für den Kampf der Nibelungen um den MMA-Kämpfer Roman Blaschek 2018 in Ostritz.



Mehrfach trat Rauch ab 2021 auch bei Corona-Demonstrationen auf, teilweise gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Noricum MC oder im Umfeld der Identitären Bewegung. Dass Rauch auch Teil der Tanzbrigade ist, belegen zahlreiche Fotos, die ihn mit den anderen Mitgliedern – zumeist auf Partys – zeigen, sowie Verweise aus einschlägigen Telegram-Kanälen, die ihn eindeutig der Gruppierung zuordnen. Mehrfach scheint Rauch auch mit Jacky Nekton, DJ Skadi und anderen Personen auf Tekk-Partys gewesen zu sein, unter anderem in Berlin beim “Rave the Planet” im August 2024. Relevant ist er auch als direkte Schnittstelle zum Noricum MC: Bilder zeigen ihn, Jacky “Nekton”, DJ Skadi beispielsweise im Noricum-Keller in Wien – kein Wunder, ist der Kopf des Noricum MC, Thomas Guzvan, doch ehemals Eisern Wien zuzuordnen und dürfte früher auch in der Freetekk-Szene unterwegs gewesen sein.


“Jacky Nekton” & “DJ Skadi”
Bei “Jacky Nekton” und “DJ Skadi” handelt es sich um zwei mutmaßlich langjährige Akteurinnen der Tanzbrigade: Von beiden Frauen liegen uns zu diesem Zeitpunkt keine bürgerlichen Namen vor – fest steht jedoch ihre enge Einbindung in die Aktivitäten der Tanzbrigade und ihr offenes Bekenntnis zur neonazistischen Gruppierung. Insbesondere Nekton macht keinen Hehl aus ihrer neonazistischen Gesinnung – so postete sie am 20. April 2022 ein Foto, auf dem Eiernockerl inklusive Party-Smiley (strafbar nach §3g VerbotsG) zu sehen sind und feiert damit offensichtlich den Geburtstag von Adolf Hitler. Weiters trägt sie die Insignien der Gruppe offen zur Schau, hat ein orientalisch anmutendes Hakenkreuz auf der Halswirbelsäule tätowiert und teilt diverse Sharepics der Tanzbrigade sowie deren Musik. Fotografien nach Graffiti-Aktionen oder gemeinsame Inszenierungen mit Bengalen legen nahe, dass die beiden Aktivistinnen auch an den Aktivitäten der Tanzbrigade teilnehmen. So zeigt ein Foto Nekton mit Marco Singraber beim sprayen in 1060 Wien, das später auf dem Telegram-Kanal der Tanzbrigade veröffentlicht wurde, ein anderes Foto lässt vermuten, dass sie eine der Frauen ist, die verpixelt auf dem Kanal unter dem Titel “White Girls Summer” veröffentlicht wurde. Jacky Nekton partizipierte darüber hinaus gemeinsam mit anderen TB-Aktivist:innen an der IB-Demonstration am 20. Juli 2024 in Wien.



Jacky Nekton scheint zumindest in der Vergangenheit im Friseursalon Klipp in Traiskirchen gearbeitet zu haben und war noch im Sommer 2024 im Gastronomiebetrieb “tschau tschau in der Seestadt” tätig, wo sie häufig von Exponenten des Noricum MC und dessen Umfeld besucht wurde. Insgesamt scheint die Tanzbrigade-Akteur*in immer wieder in der Nachtgastronomie zu arbeiten, wie etwa im Nachtclub Jolly Roger – der Gastronomiebetrieb hat sich nach Veröffentlichung der Recherche allerdings in einem Statement glaubhaft von den neonazistischen Unterwanderungsversuchen distanziert und gezeigt, wie rechtsextremen Vereinnahmungsversuchen der Club-Kultur entgegengetreten werden kann. Es ist auch schwer vorstellbar, dass sich als modern darstellende Betriebe wie das “tschau tschau in der Seestadt” in ihrem Image mit gewaltbereiten und neonazistischen Akteur*innen der Tanzbrigade Wien und des Noricum MCs in Verbindung gebracht werden wollen – insbesondere vor dem Hintergrund, das Neckton strafrechtlich relevante Hitler-Verehrung in den sozialen Medien postet.



Bei “DJ Skadi” handelt es sich um eine enge Bekannte von “Jacky Nekton”, die sich hobbymäßig als DJ betätigt und im Jahr 2024 bei der von Csincsics organisierten Veranstaltung im Camera Club ihr öffentliches Debüt feierte. “Skadi” wird in der Szene als eine der Haus-DJs der Tanzbrigade Wien gefeiert und ist häufig auf Gruppenfotos zu sehen. Beide Aktivistinnen sind eng mit dem Noricum MC vernetzt – zum einen über André Emmanuel Rauch, den mutmaßlichen Partner von “Skadi”, zum anderen über die Partnerinnen von anderen Noricum MC Mitgliedern, die Teil des gemeinsamen Freundeskreises sind, aufgrund ihres mangelnden politischen Auftretens in dieser Recherche aber nicht namentlich genannt werden. Die zwei Aktivistinnen werden in dieser Recherche genannt, weil sie explizit als Teil der TB Wien auftreten und ihre rechtsextrem bis neonazistische Gesinnung offen zur Schau stellen.



Bernhard Burian
Bei Bernhard Burian handelt es sich um einen seit etwa 2019/2020 in Wien aktiven Neonazi, der insbesondere durch seine nationale und internationale Vernetzung in verschiedenen rechtsextremen Szenen auffällt. Erstmals dokumentiert wurden Burians Aktivitäten 2019 in Wien im Umfeld der Identitären Bewegung. Zuvor lebte er mutmaßlich in Graz und pflegte dort Kontakte zur GAK-Fanszene, insbesondere zu rechtsextremen und neonazistischen Anhängern aus dem Umfeld des Fanklubs „Rote Armee Graz“ – Verbindungen, die bis heute Bestand haben. Mit Beginn der Corona-Pandemie intensivierte sich Burians Einbindung in das erlebnisorientierte Milieu des FAK sowie in Kreise rund um Eisern Wien und die alteingesessene Neonazi-Szene um Gottfried und Karin Küssel – immer öfter konnte Burian mit weiteren jungen Neonazis wie etwa Dominik Wendel an der Seite Küssels gesehen werden.









Seitdem lässt sich beobachten, dass Burian innerhalb der TB Wien die Rolle eines grenzüberschreitenden Netzwerkers einnimmt und regelmäßig an rechtsextremen Veranstaltungen im Ausland teilnimmt. So unterhält er etwa Kontakte zu Neonazis in Deutschland, Serbien, Ungarn, Tschechien, Frankreich und Griechenland. Seit spätestens 2022 nimmt er regelmäßig am neonazistischen Tag der Ehre in Ungarn teil. Häufig begleitet ihn dabei Cedomir Aleksijevic; mindestens einmal war auch der verurteilte Neonazi Mario „Kahl“ Frank an seiner Seite – über dessen konspiratives Treffen mit ungarischen Neonazis im August 2022 bereits hier berichtet wurde und an dem auch Burian teilnahm. Zudem besuchen immer wieder Neonazis aus dem Ausland Burian und andere Mitglieder der Tanzbrigade in Wien und treten dort mit diesen aktivistisch in Erscheinung (siehe Kapitel zu internationalen Kontakten).






Hervorzuheben ist darüber hinaus Burians hohe Gewaltbereitschaft. Er trainiert regelmäßig beim Verein „Eichgraben Kickboxing“ nahe Wien – einem Gym, in dem auch der IB-Kader René Alexander Friedrich ein und aus geht. Burian stand mehrfach wegen Gewaltdelikten vor Gericht; zudem wurde ihm nach § 12 WaffG das Erwerben und Führen von Waffen untersagt. Immer wieder kursieren in den sozialen Medien Fotos, die ihn zusammen mit Exponenten der gewaltbereiten Hooligan-Szene der Corona-Demonstrationen zeigen – oft nach mutmaßlichen Auseinandersetzungen und tätlichen Angriffen, auf denen die Beteiligten mit blutenden und aufgeschlagenen Gesichtern für die Kamera posieren. Innerhalb der Tanzbrigade Wien unterhält Burian insbesondere zu Cedomir Aleksijevic und Matej Kacafirek enge Kontakte. Regelmäßig werden die befreundeten Neonazis, die häufig in Rudolfsheim-Fünfhaus und in der Gegend rund um den Westbahnhof auftreten, dabei beobachtet, wie sie wahllos Personen attackieren, die sie als „Linke“ wahrnehmen.
Cedomir Aleksijevic
Bei Cedomir Aleksijevic handelt es sich um einen Wiener Neonazi, dessen Involvierung in rechtsextremen Aktivismus seit den PEGIDA Österreich Protesten dokumentiert ist. Wie andere Exponenten der Tanzbrigade trat er ab 2020 häufig bei Corona-Veranstaltungen auf und zeigte sich als äußerst gewaltbereit. Seitdem ist Aleksijevic regelmäßig bei Veranstaltungen der Identitären Bewegung zu sehen gewesen, zuletzt etwa bei der europaweit mobilisierten Demonstration in Wien am 20. Juli 2024. Darüber hinaus war Aleksijevic regelmäßig Teil jener Hooligan-Gruppierungen, die die alljährlich stattfindende Pride-Parade in Wien attackierten: Teilnehmerinnen wurden angegriffen, teils verletzt und deren Pride-Flaggen entwendet. Die Aktion stellten die rechtsextremen Aktivisten postwendend bei einschlägigen Kanälen wie Ultras not Reds auf Telegram zur Schau – eine innerhalb des Milieus prototypische Glorifizierung und Inzenierung von Gewalt gegenüber Menschen aus dem LGBTIQ-Spektrum. Wie schon im Zusammenhang mit Bernhard Burian erwähnt nahm Aleksijevic darüber hinaus ab 2022 regelmäßig am Tag der Ehre in Budapest teil. Wie ein Bildabgleich zeigt, war Aleksijevic auch an dem antisemitischen Angriff auf einen chassidischen Juden in der Leopoldstadt nach der rechtsextremen Demonstration am 30. November 2024 beteiligt.



Matej Kacafirek
Matej Kacafirek trat erstmals bei den Corona-Protesten als Mitglied der Tanzbrigade in Erscheinung. Der aus Tschechien stammende Kacafirek fiel in der Vergangenheit durch mangelnde Impulskontrolle, extreme Gewaltbereitschaft und starke neonazistische Ideologisierung auf. Dieses Bild bestätigte sich auch bei seiner Verurteilung am 26. September 2023 vor dem Wiener Landesgericht. Matej Kacafirek hatte am 10. Jänner nicht nur mehrfach gegen das Verbotsgesetz verstoßen, sondern auch zwei Frauen angegriffen und verletzt. Prozessreport und Stoppt die Rechten berichteten dabei wie folgt:
“Die erste Person wurde zu seinem Opfer, weil sie ihn beim Urinieren in der Öffentlichkeit gesehen hatte. K. verfolgte sie daraufhin, beschimpfte sie („bleib stehen, du linke Sau“) und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht, anschließend soll er noch „Sieg Heil“ geschrien haben. Die Frau erlitt eine Schädelprellung. Kurz darauf kam es zum nächsten Gewaltvorfall in einer U‑Bahnstation. K. attackierte eine Frau, nachdem sie ihn, gemeinsam mit einer anwesenden Freundin, wegen lauter „Sieg Heil“-Rufe angesprochen hatte. Er beschimpfte sie daraufhin rassistisch, bespuckte und ohrfeigte sie. Als die beiden Frauen zum Ausgang der Station wollten, um die Polizei zu verständigen, gab K. der geschlagenen Frau einen Fußtritt, sodass sie die Rolltreppe nach unten stürzte.”



Das schockierende Ausmaß der Gewaltbereitschaft Kacafireks, das auch exemplarisch für die Tanzbrigade Wien steht, wird hier in seiner ganzen Tragweite deutlich. In diesem Zusammenhang muss allerdings hinzugefügt werden, dass Kacafirek im selben Prozess wegen eines weiteren Vorfalls angeklagt wurde, bei dem er die Betroffenen zuerst wüst rassistisch beschimpfte und dann versuchte, sie anzugreifen. Bereits im Vorfeld des Prozesses hatten antifaschistische Initiativen auf Kacafirek aufmerksam gemacht, der bereits vor den Vorfällen, die zur Anklage durch die Staatsanwaltschaft führten, mehrfach Personen bedroht und angegriffen haben soll. Auch während einer Corona-Demonstration war Kacafirek gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Tanzbrigade an einem gewalttätigen Übergriff auf eine linke Kundgebung beteiligt: Unter anderem mit Christian Csincsics tauchten mehrere gewaltbereite Rechtsextremist*innen nahe einer linken Kundgebung im Votivpark auf, versuchten Personen anzugreifen, wurden allerdings umgehend vertrieben.




Das personelle Umfeld der Tanzbrigade Wien
Die bereits genannten Personen können eindeutig dem harten Kern der Tanzbrigade Wien zugeordnet werden. Darüber hinaus existiert ein erweitertes Umfeld der Tanzbrigade, in dem sich weitere Personen bewegen, die als ideologisierte Rechtsextremisten und Neonazis gelten können. Ob sie direkt in den inneren Organisationszusammenhang der Tanzbrigade eingebunden sind oder lediglich peripher an deren Aktivitäten teilnehmen, lässt sich derzeit nicht abschließend klären. Die Gruppierung operiert in einem subkulturellen Netzwerk, das mutmaßlich lose organisiert ist. Zudem überschneiden sich personelle und organisatorische Verbindungen mit anderen extrem rechten Kreisen, was eine eindeutige Abgrenzung erschwert. Angesichts dieser fluiden Strukturen werden die genannten Personen dennoch an dieser Stelle aufgeführt.
Johannes Haimer
Zu nennen wäre hier etwa Johannes Haimer. Auf den Wiener Neonazi haben wir bereits in unserer Recherche zum Noricum MC hingewiesen. Neben den Kontakten zu Noricum pflegt er ebenso gute Bekanntschaft zu den Akteuren der Tanzbrigade und taucht immer wieder bei Gruppenaktivitäten auf. Bei Haimer handelt sich bei Haimer um einen Wiener Bauunternehmer, der früher Kontakte ins Blood & Honour-Milieu pflegte und 2004 zusammen mit André Herold an einem Konzert von Michael “Lunikoff” Regener im sächsichen Mücka teilgenommen hat. Wie auch die Tanzbrigade als Gruppierung, sponserte Haimer den extrem rechten Kampfsportler Patrick “Panzer” Spirk, der mittlerweile das “Lionheart Gym” leitet und für die Security-Firma Arthor arbeitet. Vernetzt ist Haimer auch ins extrem rechte Hooligan-Milieu Wiens, dürfte selbst im Umfeld der Alten Garde im Stadion stehen und u. a. gut mit Christian Lhotan bekannt sein. Auch auf Lhotan hatten wir schon öfters hingewiesen. Der rechtsextreme Hooligan der Alten Garde ist einschlägig bekannt und posierte u. a. bei Gruppenfotos mit Hitlergruß. Auch Lhotan ist mit dem Noricum MC eng vernetzt: Ein Foto zeigt Lhotan so etwa mit Noricum MC-Mitglied Alexander Aradi, der eine Mütze der britischen neonazistischen Hooligan-Gruppierung Chelsea Headhunter trägt.



René Buchinger
Eine weitere Person, die sich im Umfeld der Tanzbrigade Wien bewegt ist René Buchinger. Der ehemalige Unsterblich-Neonazi und FAK-Hooligan bewegt sich seit vielen Jahren in der rechtsextremen Szene Wiens. Über Unsterblich dürfte Buchinger schon um 2010 mit Thomas Guzvan in Kontakt gekommen sein. Fotos zeigen ihn etwa im “Good Night Left Side”-Shirt zusammen mit Guzvan bei Tekk-Partys des Death Noise Clan in Wien, der wie bereits erwähnt enge Kontakte zur Tanzbrigade Wien pflegt. Zuletzt konnte Buchinger auf Corona-Demonstrationen mit Christian Csincsics gesehen werden – verfügt also über Kontakte zur TB Wien und partizipiert gemeinsam mit dieser an politischen Veranstaltungen.




Jonas Gabriel Hopfer
Jonas Gabriel Hopfer kann gewissermaßen als Nachwuchs der Tanzbrigade Wien angesehen werden und ist zu deren erweiterten Kreis zu zählen. Vielfach tritt Hopfer mit Personen der Tanzbrigade auf und steht diesem in seiner neonazistischen Gesinnung in nichts nach. Bei Hopfer handelt es sich um einen Wiener Neonazi, der regelmäßig sowohl bei christlich-fundamentalistischen als auch rechtsextremen Kundgebungen auftaucht. In seinem Auftreten fällt vor allem seine Bewunderung für die ukrainische extreme Rechte sowie das aus dem organisierten Neonazismus hervorgegangene und sich zu großen Teilen auch heute noch aus rechtsextremen Akteur*innen zusammensetzende Azov Regiment. Bei Kundgebungen trägt er oftmals das Azov-Logo auf seiner Kleidung und auch in den sozialen Medien bekennt er sich zu dem Regiment. Hopfer dürfte auch der Betreiber des abstrusen Telegram-Kanals “Pedo Hunting Austria” sein, auf dem regelmäßig Videos aus ganz Europa geteilt werden, die zeigen, wie junge Rechtsextremisten mutmaßliche Pädophile in abgelegene Wälder oder Stadtteile locken, um sie dort auf erniedrigende Weise zu demütigen und anschließend brutal zu misshandeln. Als Kontext ist hier zu erwähnen: Das sogenannte “Pedo Hunting” stellt innerhalb neonazistischer Hooligan-Gruppierungen keine Seltenheit dar. Unter dem Deckmantel eines vorgeblichen Kinder- und Nachbarschaftsschutz geben sich Neonazis in pädophilen Foren als Minderjährige aus, um potenzielle Täter in eine Falle zu locken und Selbstjustiz an diesen zu verüben. Einer der europaweit bekanntesten Fälle von “Pedo Hunting” ereignete sich im Umfeld der Dortmunder “Rechten” – dort agierte u. a. Tom Neubert als “Pedo Hunter” und wurde für seine Gewaltakte zu sieben Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.



Patrick
Bei Patrick handelt es sich um einen aktuell wenig bekannten Rechtsextremisten, der am 30. November 2024 zusammen mit Cedomir Aleksijevic, Jonas Hopfer und Bernhard Burian an der bereits mehrfach erwähnten Fairdenken-Demonstration teilnahm. Hervorzuheben ist, dass auch Patrick an dem antisemitischen Übergriff nach der Demonstration auf den jüdischen Mann in der Wiener Leopoldstadt beteiligt war. Auch online bekennt sich Patrick zur Tanzbrigade und postet so etwa in den sozialen Medien mehrfach das Tanzbrigade Logo. Zuvor konnte der Neonazi bereits mit Bernhard Burian, Hopfer und Aleksijevic auf einer Corona-Demonstration in Wien gesehen werden, wo sie gemeinsam mit der Identitären Bewegung unterwegs waren. Vor dem Hintergrund seiner Ideologisierung und bereits bekannten Involvierung in einen antisemitischen Übergriff ist davon auszugehen, dass es sich um einen gefährlichen und gewalttätigen Aktivisten handelt.



Mario Vocke, Michael Robert Mild, Raffael Ruppert und Dominik Luksch
Zum weiteren Umfeld der Tanzbrigade zählen auch vier weitere gewaltbereite Akteure, die vor allem bei Corona-Demonstrationen politisch auffällig geworden sind: Sowohl Mario Vocke, Michael Mild, Raffael Ruppert und Dominik Luksch zählen zum engen Bekanntenkreis von Bernhard Burian, sind immer wieder mit Tanzbrigade-Akteuren unterwegs und im Falle von Vocke, Ruppert und Luksch auch an Gewalttaten beteiligt. So etwa hatte Vocke mit weiteren Hooligans Wiener Journalistinnen im Rahmen einer Corona-Demonstration mit Pfefferspray attackiert – auch Ruppert war mehrfach an Angriffen auf Journalistinnen und gegenüber Behörden beteiligt und scheint sich zum damaligen Zeitpunkt in extrem rechten Hooligan-Kreisen des FAK bewegt zu haben. Im gleichen Umfeld hatte sich Luksch bewegt und war dahingehend auch mehrfach im Umkreis der gewaltbereiten Akteure zu sehen. Mild dürfte sich vorwiegend im Umfeld der Tanzbrigade bewegen, war aber bei Corona-Demonstration auch im Umfeld militanter Wiener Hooligans zu sehen, teils auch am Rande von Angriffen auf Journalist*innen.












Markus Horvath
Zuletzt wollen wir noch Markus Horvath erwähnen – der Muay Thai trainierende Wiener Kampfsportler dürfte vor allem mit Bernhard Burian, Matej Kacafirek, Michael Petrzela, Cedomir Aleksijevic und Dominik Luksch enger bekannt sein. Horvath war wie Burian Teil des Neonazi-Treffens mit Mario Frank in Wien und konnte beim Vernetzungsabend im – mittlerweile nicht mehr existenten – Gasthof zur Alm gesehen werden, wo man mit Frank und den ungarischen Neonazis mit Reichskriegsflagge posierte. Ferner dürfte er mit dem ex-FAK-Neonazi-Hooligan Alexander Niessner (ehemals Flagrantia Wien), der mittlerweile Full Member der United Tribuns ist, befreundet sein.


Die politische Vernetzung in Österreich
Bereits anhand der personellen Zusammensetzung der Tanzbrigade wird deutlich, dass sich die weitere Vernetzung der neonazistischen Gruppierung auf zwei zentrale Bereiche erstreckt: Zum einen lassen sich Vernetzungen in verschiedene rechtsextreme Milieus und Personenkreise in Österreich nachweisen. Zum anderen verfügt die Tanzbrigade mittlerweile über ein europaweites Netzwerk an Kontakten zu rechtsextremen und neonazistischen Organisationen. Diese Kontakte führen im Wesentlichen in fünf miteinander verbundene Szenen: Die rechtsextreme Ultra- und Hooliganszene, Kontakte zur rechtsextremen und kommerzialisierten Kampfsportszene, zur 1%-MC-Szene und zum organisierten Rechtsextremismus sowie zur Wiener Free- und Hardtekkszene. Um Übersichtlichkeit in der Analyse zu gewährleisten, werden die einzelnen Felder der Reihe nach diskutiert und zentrale Personen- und Organisationszusammenhänge benannt.
Kontakte in Wien und Umland
Die Vernetzung der Tanzbrigade erstreckt sich in Österreich relativ breit über das Spektrum extrem rechte Gruppierungen: Da man wenig Wert auf ideologische Stringenz bzw. Folgerichtigkeit legt, ist man so auch bei der Wahl der potenziellen Bündnispartner*innen wenig selektiv. Dennoch muss festgestellt werden: Vor allem sucht man die Nähe zu ideologisierten und langjährig aktiven Neonazis. Auffallend ist dabei der engere Konnex an die alten militanten Strukturen rund um Gottfried und Karin Küssel, Felix Budin sowie um Paul Blang und Thomas Cibulka. Fotos zeigten etwa Bernhard Burian, Michael Petrzela und Matej Kacafirek beim amikalen Handschlag mit Gottfried und Karin Küssel bei einer Corona-Demonstration im Februar 2023. Auffällig ist ferner, dass rund um Küssels und Budins Wohnung in der Wiener Lichtenauergasse 4 regelmäßig große Mengen an Stickern der Tanzbrigade auftauchen. Regelmäßig bewirbt der Radl, Küssel, Budin (und Richard Pfingstl) zurechenbare “Infokanal Deutschösterreich” darüber hinaus die neuesten Remixes und Aktionen der Tanzbrigade Wien – etwa neue Graffiti, Transparent-Aktionen und dergleichen. Aber auch zu den Betreibern des “Unwiderstehlich”-Kanals scheinen zumindest Teile der Tanzbrigade Verbindungen zu pflegen: Das belegt etwa die gemeinsame Fahrt von Cibulka und Csincsics nach Ostritz 2019, oder aber eine Aufnahme von Burian und Martin Eckart mit Blang und Cibulka im Kellerlokal des Noricum MC.




Dass auch zum letztgenannten Noricum MC, der seit etlichen Jahren in Wien und im Wiener Umland als aktiven Neonazi-Kameradschaft bewertet werden muss und seit September 2024 durch die Hand des Wiener Hells Angels Charter zum 1%-MC befördert wurde, Verbindungen bestehen, liegt auf der Hand. Bereits in der Darstellung der einzelnen Akteur*innen ging hervor, dass mit Personen wie André E. Rauch, “DJ Skadi” oder “Jacky Nekton” unmittelbare Überschneidungen und ein amikales Verhältnis vorliegen. Obgleich der neu konstituierte MC viel Wert darauf legt ähnlich wie große 1%er à la Hells Angels als apolitische Organisation aufzutreten, ist dies nicht nur durch die einschlägige Vergangenheit der meisten Mitglieder des MC zu widerlegen, sondern auch durch die Kontakte zu aktiven Neonazi-Gruppierungen wie der Tanzbrigade. Der Konnex zum Noricum MC ist für die Tanzbrigade selbst wohl auch durchaus erstrebsam und spiegelt einen bereits seit Jahren anhaltenden Trend im harten Neonazi-Milieu Österreichs und Deutschlands wieder: Immer mehr nähert man sich MC-Strukturen an, übernimmt deren Ästhetik, Organisationsform, aber auch den Gang in die organisierte Kriminalität. Das trifft auch auf die beiden Unwiderstehlich-Akteure Blang und Cibulka zu: Beide treten immer weniger als politische Neonazis auf, immer öfter dafür im Supporter Shirt des Wiener Hells Angels Charters und pflegen engste Verbindung u. a. zum Octagon Österreich-Leiter Julius Bukai, der bekennender Neonazi und Full Member beim Wiener Angels Charter ist.


Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die Tanzbrigade über Kontakte zur Identitären Bewegung Österreich verfügt und das selbst in dem bereits angesprochenen Interview mit dem Dritten Weg bestätige. Mehrfach nahmen Tanzbrigade-Exponenten an Veranstaltungen der Identitären Bewegung teil, vor allem André Rauch ist seit 2015 im Beiwasser der IB-Sektion Wien als Unterstützer zu verorten. Einer der Anlaufpunkte für die Neonazis bei der IB dürfte der IB-Kernakteur und aB! Olympia-Bursche Gernot Schmidt sein. Immer wieder konnte Schmidt mit Tanzbrigade-Exponenten gesehen werden, so u. a. nach einem freundschaftlichem Handschlag mit Marco Singraber und André Rauch bei einer FPÖ-Kundgebung am Wiener Keplerplatz März 2024. Und auch die Biographie Bernhard Burians deutet auf eine Schnittmenge zwischen der subkulturell orientierten Tanzbrigade und den bürgerlich orientierten Identitären hin: Wie schon weiter oben erwähnt begann Burians extrem rechte politische Betätigung bei der Identitären Bewegung in Wien 2019, wo er etwa mit dem IB-Aktivisten und AfD-Mitglied Florian Köhl oder mit damals prominenten IB-Akteuren wie René Alexander aktiv war. Während andere alteingesessene Neonazis von den bürgerlich anmutenden Faschisten der Identitären Bewegung nichts wissen wollen, tritt die Tanzbrigade unterstützend auf und bewirbt auch deren Veranstaltungen in den sozialen Medien.






Rechtsextreme Kontakte nach Graz
Eine seit einigen Jahren bestehende, aber bisher kaum thematisierte Verbindung betrifft das Verhältnis der Tanzbrigade Wien zur rechtsextremen Szene in Graz – insbesondere zur Rechtsextremen aus dem Umfeld des GAK-Fanclubs Rote Armee Graz (RAG). So nahmen etwa bei der Demonstration der Identitären Bewegung am 20. Juli 2024 mehrere extrem Rechte Hooligans aus Graz gemeinsam mit der Tanzbrigade teil. Als Kontext ist hierbei zu erwähnen, dass Teile der Fanszene des GAK seit vielen Jahren durch rechtsextreme Umtriebe auffallen. Bereits in den 2010er-Jahren rekrutierte sich ein Teil der Neonazi-Szene aus der Kurve des GAK. Personen rund um den aus dem direkten Umfeld Gottfried Küssels stammenden und ehemaligen RFJ-Funktionär Richard Pfingstl fielen bereits damals durch ihre hohe Gewaltbereitschaft auf. Wie wir in unserer Recherche zum Begräbnis des Waffen-SS-Veteranen Herbert Bellschan-Mildenburg dargestellt haben, stürmte Pfingstl 2010 mit einer Gruppe Neonazis eine Bar in Graz und fügte “Heil Hitler” rufend und das Horst-Wessel-Lied singend mehreren Personen schwere Verletzungen zu. Erst kürzlich nahm Richard Pfingstl, der auch als einer der Hintermänner von alpen-donau.info agierte, am rechtsextremen Nation Europa Kongress in der Ukraine teil und referierte dort über Mr. Bond und das “Joch” des österreichischen Verbotsgesetzes.


Neben Richard Pfingstl, der sich lange Zeit im Umfeld der Roten Armee Graz bewegte, fielen auch andere zentral in den Fanclub involvierte Rechtsextreme durch ihren politischen Aktivismus und ihre Kontakte in rechtsextreme Milieus auf. Ein ehemaliger Capo der RAG nahm mit anderen Hooligans regelmäßig an den PEGIDA-Kundgebungen in Graz teil und fiel dort durch sein aggressives Verhalten auf. Zudem bestanden belegbare Verbindungen und Mitgliedschaften zur Road Crew, einer in der Ästhetik eines 1%-MC organisierten rechtsextremen Gruppierung in Deutschland, die auch Chapter in Oberösterreich und der Steiermark unterhielt. Auch im Stadion selbst fielen rechtsextreme Fans des GAK immer wieder durch rechtsextreme Ausfälle auf – etwa wenn wiederholt eine Keltenkreuz-Flagge aufzogen wurde. Diese Tradition setzt sich aktuell fort: Im Juni 2023 sorgte ein Foto für Schlagzeilen, das Mitglieder des mittlerweile nicht mehr aktiven GAK-Fanklubs „84er Jungs“ zeigte, wie sie in Ungarn kollektiv den Hitlergruß zeigen. Während der Fanclub zwar nach dieser Aktion aufgelöst wurde, geben innerhalb des Hooligan-Milieus des GAK Rechtsextreme weiterhin den Ton an.


Zu nennen ist hier etwa der Pfingstl-Zögling Benni Wolf, der in der Vergangenheit am Kampf der Niebelungen mit Alpen-Donau-Info T-Shirt teilnahm, mittlerweile gerne mit Alpen-Donau-Boxing Shirt posiert und mutmaßlich bei dem von tschechischen Neonazis ausgerichtete Kampfsportevent Virtus et Honor gemeinsam mit anderen bekannten Neonazis wie Felix Budin, Richard Pfingstl, Paul Blang und Thomas Chibulka partizipierte. Wolf verfügt über Kontakte zu den altgedienten Neonazis rund um Gottfried Küssel, aber auch zu den Exponenten der Tanzbrigade Wien. Auch innerhalb der Hooligan-Szene des GAK nimmt Wolf eine zentrale Rolle ein. Oftmals tauchen im Infokanal Deutschösterreich verpixelte Fotos von Bergwanderungen und anderen Aktivitäten auf, die mutmaßlich Benni Wolf mit seinem Hund und selbstverständlich Neonazi-Sticker zeigen.



Ebenso häufig lassen sich Fotos rechtsextremer GAK-Fans auf dem Kanal der Tanzbrigade finden – gerne auch als solidarische Grüße formuliert. Andere in der RAG und ihrem Umfeld organisierte Personen wie Paul Lechner und Florian Lechner oder die Brüder Matteo Posch und Fabio Posch wurden bei der besagten Demonstration im Juli 2024 gemeinsam mit den Neonazis der Tanzbrigade Wien gesehen. Sie alle trainieren semi-professionell Kampfsport – Fabio Posch im Champions Gym bei den Ettl-Brüdern – verfügen teilweise über Kontakte in die Rotlicht-Kriminalität oder sind in dem Milieu selbst tätig und sind bekennende Rechtsextreme bzw. Neonazis. Insofern sind die Kontakte zur Tanzbrigade nicht verwunderlich – Bernhard Burians langjährige Kontakte in die rechtsextreme Grazer Szene sowie die bundesländer-übergreifenden Verbindungen von Richard Pfingstl und mittlerweile Benni Wolf erklären den Rest.



Transnationale Vernetzung nach Deutschland: Von Dortmund bis Frankfurt a. d. Oder
Neben den nationalen Kontakten vernetzt sich die Tanzbrigade Wien auffällig aktiv mit neonazistischen Gruppierungen und Organisationen in ganz Europa. Von zentraler Bedeutung dürfte hierbei die Vernetzungsarbeit Bernhard Burians sein: Regelmäßig scheint Burian durch ganz Europa zu reisen, um dort gezielt Kontakte in rechtsextreme Milieus zu knüpfen. Oftmals tauchen darüber hinaus Bilder von aus dem Ausland angereisten Neonazis mit Burian und anderen Tanzbrigade-Mitglieder in Wien auf. Während anzunehmen ist, dass es sich hierbei insbesondere um subkulturelle Vernetzungsarbeit und weniger um die konkrete Koordination politischer Aktivitäten handelt, kann sich das in der Zukunft durchaus ändern. In jedem Fall handelt es sich bei den internationalen Kontakten der Tanzbrigade Wien durchgängig um hochgradig ideologisierte Neonazis, die bereits für ihre Gewalttaten bekannt und teilweise auch potenziell in die organisierte Kriminalität involviert sind. Im Folgenden werden die zentralen Akteur*innen, sowie die Verbindungen zur Tanzbrigade Wien daher systematisch diskutiert.
Verbindungen zu Neonazis in Braunschweig/Hildesheim
Neben zahlreichen Kontakten nach Osteuropa unterhält die Tanzbrigade Wien insbesondere nach Deutschland enge Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen und subkulturellen Milieus unterschiedlicher ideologischer Ausprägungen. Zu nennen sind hier etwa die Verbindungen zu Neonazis aus Braunschweig, insbesondere zu Akteuren des mittlerweile aufgelösten Kreisverbands Braunschweig/Hildesheim der neonazistischen Kleinstpartei Die Rechte. Bernhard Burian scheint regelmäßig bei den Braunschweiger Neonazis zu Gast zu sein und pflegt Bekanntschaften zu den schweren Gewalttätern Pierre Bauer und Lasse Richei, aber auch zu dem langjährigen Die Rechte Aktivisten Johannes Welge, oder dem schon seit den FAP-Zeiten aktiven Martin Kiese.




Wichtig ist hierbei festzustellen, dass es sich nicht nur um lose Kontakte handelt: Burian reise so etwa mit Johannes Welge gemeinsam nach Prag, um dort die rechtsextremen Hooligans von Sparta Praha zu treffen und mit diesen gemeinsam zu feiern. Auch zu Lasse Richei und Pierre Bauer lässt sich ein Naheverhältnis konstatieren: Einige Fotos zeigen Burian mit den beiden Neonazis in Braunschweig und wechselseitig bewirbt man die jeweiligen Aktivitäten in den sozialen Medien. Bauer tritt mit zugegebenermaßen peinlichen Kampfsport-Moves so zum Beispiel in den sozialen Medien in Sturmhaube und Hooligan-Look auf und verkündet seine Unterstützung für die Tanzbrigade Wien – im Hintergrund Tanzbrigade-Tekk zu hören. Die Aktivist*innen der TB Wien wiederum machten aus diesem Supporter-Video einen Sticker, der Bauer und darunter einen Tanzbrigade Schriftzug trägt.




Um zu verdeutlichen, um was für Exponenten es sich bei den Braunschweiger Neonazis handelt, muss an dieser Stelle auf deren langjährigen Aktivismus eingegangen werden: Kiese ist seit den 1990er-Jahren in der deutschen Neonazi-Szene aktiv, war in der FAP als “Ortsgruppenführer” aktiv und bis heute im Bundesvorsitz der Partei Die Rechte. 2020 sorgte Kiese etwa für Aufruhr als er Journalist*innen als “Judenpack” und “Judenpresse” titulierte und ihnen “Feuer und Benzin” wünschte. Den Fachjournalisten David Janzen bedrohte Kiese per Direktnachricht mit Analogien zu den Morden des NSU. Auch Johannes Welge ist seit vielen Jahren ein bekanntes Gesicht der militanten Neonazi-Szene: Zuerst war er bei den “Freien Nationalisten Niedersachsen Ost” aktiv, stieß dann zu “Die Rechte Braunschweig”, wo er – mit Unterbrechungen – bis zur Kreisverbands-Auflösung engagiert blieb. Auch Welge ist, insbesondere in Kombination mit Alkoholkonsum, als notorischer Gewalttäter bekannt.

Bauer und Richei zählen zu den jüngeren Akteuren der Neonazi-Szene. Ihre Aktivitäten begannen 2015, als sie Mitglieder der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ sowie der neonazistischen Kampfsportgruppe „Adrenalin Braunschweig 381“ (ABS 381) wurden. Letztere fiel in Braunschweig insbesondere durch gewalttätige Übergriffe auf linke Aktivist*innen auf. Im Februar 2016 zeigten Bauer und Richei erstmals offen ihre Gewaltbereitschaft: Nachdem sie das Büro des sozialistischen Jugendverbands „Die Falken“ mit neonazistischen Stickern beklebt hatten, griffen sie einen Aktivisten vor dem Gebäude an und prügelten ihn brutal zusammen. Nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Jahr 2019 gingen sie noch einen Schritt weiter. In einem Video bedrohte Richei den Journalisten und Antifaschisten David Janzen mit einer direkten Hinrichtung: „Heute Lübcke, morgen Janzen.“ Janzen gilt in der Neonazi-Szene als erklärtes Feindbild. Auf einer Website dokumentiert er die fortwährenden Angriffe auf ihn, seine Familie und sein Wohnumfeld – darunter Morddrohungen („Wir werden dich abschlachten wie ein Schwein!“), Säureanschläge, Galgenstricke im Briefkasten sowie verwesende Schweineköpfe vor seiner Haustür.


Doch damit nicht genug: Bauer und Richei provozierten regelmäßig auf der Straße Personen, die sie als politisch links wahrnahmen, beleidigten und bedrohten sie. Immer wieder kam es zu schweren Angriffen und Körperverletzungen – teils mit Knochenbrüchen. Bedrohungen, etwa mit dem „Abstechen“ politischer Gegner, gehörten zu ihrem gängigen Repertoire, das sie zudem glorifizierend online zur Schau stellten. Auch 2018 beteiligten sich Richei und Bauer gemeinsam mit weiteren Rechtsextremen an bundesweiten Mobilisierungen der extremen Rechten. Darunter befand sich auch der untergetauchte Neonazi-Gewalttäter Steven Feldmann. Nach einer solchen Versammlung griffen sie im Schutz eines bis zu 30-köpfigen Neonazi-Pulks gezielt Menschen an, die sie als politische Gegner wahrnahmen, und verletzten diese teils schwer.
Verbindungen zur Kameradschaft Werra Elbflorenz in Ostsachsen
Eine weitere Verbindung nach Deutschland führt nach Dresden und inbesondere in die Kreisstadt Pirna bei Dresden in Sachsen. Bei den Kontakten handelt es sich um die identitäre Kameradschaft Werra Elbflorenz, die 2019 aus der Freien Kameradschaft Dresden hervorgegangen war. Laut dem “Antifa Recherche Team Dresden” (ART) handelt es sich bei der Kameradschaft um eine Mischform aus typisch identitär geprägter Aktionsgruppe und althergebrachter neonazistischer Kameradschaft, in deren Zentrum gemeinsame Sport- und vor allem Kampfsportpraxis steht. Mehrfach konnte die Tanzbrigade mit Werra Elbflorenz-Akteuren bei den Demonstrationen der Identitären Bewegung in Wien gesehen werden – u. a. mit Dominik Raupbach. Auffällig war ferner, dass 2021 der mittlerweile als Teil der Sächsischen Separatisten bekannte Hans Georg Pförtsch zusammen mit Werra Elbflorenz und der Tanzbrigade auf der IB-Demonstration zu sehen war.

Anknüpfpunkt für die Tanzbrigade dürfte der Neonazi Tobias Lichy aus Pirna sein, der gemäß ART als Teil von Werra Elbflorenz gilt und seit längerer Zeit in der Neonazi-Szene von Pirna aktiv ist. Auch in diesem Fall stellt Bernahrd Burian nach bewährtem Mustern den Kontaktmann dar: Nach einem Treffen von Lichy mit Burian in Dresden, haben die beiden Neonazis offenbar eine Reise nach Prag unternommen, wo Lichy und Burian mit Sparta-Hooligans zusammenkamen und feierten. Lichy wiederum posierte anschließend mehrfach mit Tanzbrigade-Shirt, in den sozialen Medien beschwor man dann eingeübt über den Kanal der Tanzbrigade die politische Kampfgemeinschaft “Dresden – Prag – Wien”.



Verbindungen zur Kleinpartei Die Rechte in Dortmund
Ende Jänner 2025 dürften Tanzbrigade- und Division Wien-Akteure nach einem Auswärtsspiel des AC Sparta in der Slowakei gemeinsam nach Köln gereist sein, um sich mit Aktivisten von Die Rechte zu vernetzen. Es handelt sich um rechtsextreme Akteure, die wegen ihrer schweren Gewalttaten bekannt sind. Bei der Kontaktperson von Burian handelt es sich mutmaßlich um den Neonazi Serkan Bergamo. Bergamo entstammt ursprünglich dem klein-kriminellen Dortmunder Milieu, dürfte aber schon seit mehreren Jahren Kontakte in die organisierte Neonazi-Szene verfügen. So etwa gilt er – laut dem Recherche Kollektiv NRW – als Gründer der neonazistischen Initiative “Save the Children 44“, die eine Zeit lang versuchte, linke Personen als pädophile Sexualstraftäter*innen zu verleumden. Ebenso dürfte Bergamo Initiator des mutmaßlich von KOTS inspirierten, illegalen Streetfighting-Format “Schlagabtausch” gewesen sein, bei dem die Bouts in einer verlassenen Lagerhalle in Dortmund auf Beton durchgeführt wurden. Weitere “Bekanntheit” erlangte Bergamo, als er zusammen mit weiteren Neonazis ein linkes Hausprojekt in Bochum überfiel, in das Objekt eindrang und einem*r Bewohner*in eine Schusswaffe an den Kopf hielt und mit dem Tod bedrohte. Das Objekt wurde im Nachgang zur Tat mit Sig-Runen, “Allahu akbar”- sowie “Free Feldmann”-Schriftzügen beschmiert – womit auch der eindeutig neonazistische Charakter der Tat offenkundig wurde.


Verbindungen zur Kameradschaft Wolfsschar in Frankfurt a. d. Oder
Auch nach Frankfurt/Oder hat es Burian geschafft engere Kontakte aufzubauen. So dürfte es in den letzten Jahren zu Treffen mit einem der Köpfe der neonazistischen Kameradschaft Wolfsschar, namentlich Siegfried Pauly gekommen sein. Pauly ist mutmaßlich seit den 1990er-Jahren in der deutschen Neonazis-Szene aktiv: Urprünglich aus der Region um den Bodensee stammend, dürfte sich Pauly, der Amateur-Boxer ist und später in den 2010er-Jahren als Jugend-Boxtrainer in Baden Württemberg arbeitet, in der freien Kameradschaftsszene bewegt haben. Später dürfte sich Pauly in der NPD engagiert haben, kandierte auch im Landkreis Singen für die Neonazi-Kleinpartei. 2017 dann geriet Pauly in die Schlagzeilen, da er in Singen mit zwei weiteren Neonazis minderjährige Antifaschist*innen krankenhausreif prügelte. Schon zuvor war Pauly mehrfach wegen diverser Delikte straffällig geworden, zuletzt 2014 als er wegen der Teilnahme an den HoGeSa-Ausschreitungen in Köln 2014 zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. 2021 dann dürfte er nach seinem fixen Umzug nach Frankfurt/Oder 2017 die Kameradschaft Wolfsschar mitgegründet haben. Bei der Kameradschaft handelt es sich dabei um eine NPD/Die Heimat-nahe Organisation, die MC-ähnlich auftritt und sowohl durch die Wahlagitation für die NPD, Kontakte zur neonazistischen Brigade 8, als auch durch schwere Gewalttaten auffiel. So etwa am 17. November 2022: Dort attackierten Neonazis der Wolfsschar Bewohner*innen eines Wohnhauses, nachdem die Neonazis Hausverbot für die im Haus ansässige Bar erhalten hatten. Dabei flogen Flaschen und Steine, danach versuchten die Neonazis gewaltsam in das Haus einzudringen und legten ein Feuer im Innenhof.



Kontakt Paulys zu Bernhard Burian lief dabei wohl nach dem altbekannten Schema ab: Nach einem Treffen und gemeinsamen Unternehmungen, posierte Pauly mit Burian im mitgebrachten Tanzbrigade-Shirt, mit dem man die neue “Freundschaft” besiegelte. Einmal mehr zeigt sich so in der Vernetzungsaktivität der Tanzbrigade eine krude Systematik: Immer handelt es sich um extrem militante Neonazis, fast immer um amtsbekannte Gewalttäter und zumeist um eindeutig neonazistisch motiviert Akteure.


Verbindungen zur Kleinpartei Der III. Weg
Ein besonderes Augenmerk verdient die Verbindung der Tanzbrigade Wien zur neonazistischen Kleinstpartei Der III. Weg. In welchem Umfang und mit welchen Akteur*innen der Partei konkrete Kontakte bestehen, ist bislang unklar. Allerdings gibt es mehrere Indizien, die auf enge personelle Überschneidungen hindeuten. Bereits im Januar 2021 führte Der III. Weg zwei Interviews mit österreichischen Neonazi-Gruppierungen – einerseits mit der Tanzbrigade Wien, andererseits mit der rechtsextremen Organisation Unwiderstehlich. Ziel war es offenbar, diese Gruppen auch im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen und ihnen eine Plattform zur Selbstinszenierung zu bieten. Ein weiteres Zeichen dieser Verbindung folgte im Februar 2022: Der III. Weg bewarb auf seiner offiziellen Homepage einen neuen Remix der Tanzbrigade, den diese auf YouTube veröffentlicht hatte.



Dieses Vorgehen ist bemerkenswert, da die ideologischen Selbstverständnisse beider Gruppen teils gravierende Unterschiede aufweisen. Während Der III. Weg eine nationalrevolutionär-nationalbolschewistische Ausrichtung verfolgt und Werte wie Disziplin, Kampfeswille und politisches Soldatentum betont, agiert die Tanzbrigade Wien vor allem in einem subkulturellen Freizeitkontext. Zudem zeigt sich die Gruppe offen gegenüber Substanzkonsum, Alkohol und exzessiven Feiern – ein Widerspruch zu den strengen Prinzipien der Partei. Dass die Tanzbrigade dennoch derart positiv auf den Plattformen des III. Wegs dargestellt wird, deutet auf enge persönliche Verbindungen hin. Eine solche Zusammenarbeit setzt üblicherweise ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen voraus. Diese Nähe zeigt sich auch umgekehrt: Die Kanäle der Tanzbrigade Wien bewerben regelmäßig Inhalte des III. Wegs und verbreiten deren Propagandabilder – insbesondere, wenn nach Aktionen erbeutete Fahnen politischer Gegner präsentiert werden.
Transnationale Vernetzung in Europa: Von Chrysi Avgi über Srbski Akcija bis zu Pride France
Die Verbindungen der Tanzbrigade Wien zu neonazistischen Akteur*innen beschränken sich keineswegs auf den deutschsprachigen Raum. Eine zentrale Figur in diesem Netzwerk ist erneut Bernhard Burian, dessen Aktivitäten immer wieder neue Kontaktpunkte offenlegen – von Griechenland bis Paris. Während zwar auch Beziehungen zu westeuropäischen Neonazis bestehen, liegt Burians Fokus wohl vorwiegend auf Osteuropa. Sowohl er selbst als auch die Tanzbrigade Wien verfügen dort über zahlreiche Anknüpfungspunkte in militante Neonazi-Milieus. Die dokumentierten Verbindungen zeigen, dass der Austausch aktuell häufig in einem subkulturellen Freizeitkontext stattfindet – insbesondere durch gemeinsame Fußballbesuche und Wanderungen. Doch fest steht: Diese Kontakte bestehen und sind keineswegs harmlos. Alle dokumentierten Kooperationspartner der Tanzbrigade eint ein gemeinsames Merkmal: Sie gehören zu hochgradig gewaltbereiten, militanten Neonazi-Strukturen, deren erklärtes politisches Ziel der Umsturz demokratischer Gesellschaften zugunsten faschistischer Herrschaftssysteme ist.
Tschechien: Rechtsextremer Hooliganismus in der Kurve des AC Sparta Praha
Ein zentraler Knotenpunkt in Bernhard Burians internationalem Netzwerk ist sein Engagement in der Fanszene des AC Sparta Praha. Dort hat sich mittlerweile eine eigene Wiener Sektion mit dem Namen „Wien on Tour“ etabliert, die regelmäßig zu Heim- und Auswärtsspielen anreist und sich eng mit lokalen Hooligans vernetzt. Über die Etablierung der Wien-Prag Connection gibt auch der offizielle Instagram-Auftritt des Vereins Auskunft: In einem Posting wird das im Stadion hängende “Wien on Tour” Banner in Nahaufnahmen präsentiert. Bernhard Burian wird dabei von anderen Tanzbrigade-Mitgliedern oft bei seinen Besuchen begleitet – darunter Cedomir Aleksijevic, Matej Kacafirek (der selbst über enge Kontakte in die organisierte Fanszene verfügt) sowie neuerdings Noah, einem Mitglied der Tanzbrigade-Jugendsektion „Division Wien“. Seit kurzem scheint sich der Einfluss von „Wien on Tour“ innerhalb der Sparta-Szene weiter zu verfestigen: Einige Mitglieder sollen inzwischen Teil der Ackerkampf-Gruppe „Prague Boys“ sein – einer gewaltaffinen Hooligan-Gruppierung.




Dass sich Wiener Neonazis in der Kurve von Sparta Prag besonders wohlfühlen, ist kein Zufall: Die Fanszene des Vereins hat seit Jahren ein massives strukturelles Rechtsextremismus-Problem. Rassistische Anfeindungen gegen PoC-Spieler sowie antisemitische Hetze gegen gegnerische Mannschaften – insbesondere durch den Slogan „Jude Slavia“ gegen den Lokalrivalen Slavia Prag – sind gängige Praxis. In der Vergangenheit kam es sogar zu „Sieg Heil“-Rufen in der Kurve, die 2007 vom damaligen Sparta-Kapitän mit einem römischen Gruß beantwortet wurden. Antifaschistische Organisationen aus Tschechien haben zudem auf die Verstrickungen einzelner Sparta-Ultras mit Denis Kapustins „White Rex“ und neonazistischen Akteuren von Slavia Praha hingewiesen. Besonders brisant ist Burians Nähe zu vereinsintern relevanten Personen: Fotos zeigen ihn gemeinsam mit Lichy, einem bekannten Akteur von Werra Elbflorenz, sowie mit einem Mann, der offenbar eine Funktion beim AC Sparta trägt. Ob dieser Vereinsfunktionär selbst eine rechtsextreme Gesinnung hat, ist unklar – doch seine Nähe zu offenkundigen Neonazis wirft Fragen auf.



Ungarn und Rumänien: Ferencváros, Légió Hungária und Radical Entourage
Auch nach Ungarn zieht es den umtrieben Netzwerker Burian regelmäßig: In einer gewissen Regelmäßigkeit steht Burian in der Kurve von Ferencváros Budapest, mindestens einmal war er dort mit dem bereits erwähnten und mittlerweile verurteilten Wiener Neonazi Mario “Kahl” Frank. Wie schon beim AC Sparta Praha ist Rechtsextremismus auch bei Ferencváros ein strukturell verankertes Problem – Berichte dazu gibt es mehrfach. LGBTIAQ*-feindliche-, Anti-Antifa- und rassistische Banner stellen bei Ferencváros eher die Regel, denn die Ausnahme dar. Dass Burian auch hier ohne weiteres freundschaftlich empfangen wird, verwundert demnach kaum. Neben möglichen Verbindungen in die Budapester Fanszene unterhält Burian jedoch auch direkte politische Kontakte: Mehrfach nahmen Burian, Aleksijevic und “Patrick Wien” am Tag der Ehre teil, 2023 gemeinsam mit serbischen Neonazis (siehe unten). Nach Burians Teilnahme an den Feierlichkeiten rund um den Tag der Ehre 2024 (am Ausbruchsmarsch selbst nahmen weder er noch Aleksijevic teil) wurden sie in der Budapester Innenstadt mit ungarischen Rechtsextremisten gesehen, die mutmaßlich aus dem Umfeld von Légió stammen.



In Rumänien wiederum hat die Tanzbrigade Kontakte zum extrem rechten Hooligan-Portal “Radical Entourage” geknüpft. Das Portal gilt als vereinsübergreifender Zusammenschluss und agiert vorwiegend als politischer Akteur, wobei klerikalfaschistische und nationalistische Ideologeme überwiegen. Zentrale Handlungfelder sind das Verkaufen von einschlägig rechtsextremen Bekleidungsartikeln sowie die Präsentation von rechtsextremen Gruppierungen und Organisationen in Europa in Interviews und Texten. Darunter finden sich etwa die griechische neonazistische Kampfsport-Gruppierung “Pro Patria Hellas”, die klerikalfaschistsiche serbische Organisation “Serbian Action” (zu der auch die Tanzbrigade Kontakte unterhält), die französische neonazistische Graffiti-Crew “La Cagoule” aus dem südfranzösischen Tarbes, falangistische Gruppierungen aus Spanien oder aber eben die Tanzbrigade. Die Tanzbrigade selbst wurde in einem längeren Interview bei Racial Entourage vorgestellt, darüber hinaus scheint es auch gute persönliche Kontakte zu geben – so besuchten sich Vertreter von Radical Entourage und Tanzbrigade in den Jahren 2023 und 2024 mehrfach gegenseitig, wie Fotos in sozialen Medien belegen, und auch zuletzt scheint man sich am 24. Jänner 2025 in Rumänien zu einem unbekannten Zweck getroffen haben.




Serbien: Klerikalfaschismus und Militanz – Srbski Akcija
Auch in Serbien konnte die Tanzbrigade Wien erste Kontakte in faschistische Milieus knüpfen. Besonders hervorzuheben ist die Verbindung zur bereits erwähnten neonazistisch-klerikalfaschistischen Gruppierung „Srbski Akcija“ („Serbische Aktion“). Diese Organisation zählt zu den bekanntesten aktiven Neonazi-Gruppierungen in Serbien und ist für ihre Militanz bekannt. Srbski Akcija unterhält enge Beziehungen zum rechtsterroristischen „Russkoye Imperskoye Dvizheniye“ („Russian Imperialist Movement“), das als extrem gewaltbereit gilt. Berichten zufolge hat die Gruppe Kämpfer zur Unterstützung pro-russischer Separatisten in der Ukraine geschickt – ein Widerspruch zur pro-ukrainischen Haltung vieler österreichischer Neonazis. Darüber hinaus bestehen enge Verbindungen zur griechischen Neonazi-Partei „Chrysi Avgi“ („Goldene Morgenröte“), und die Gruppierung war Teil des neonazistischen „Iron March“-Forums, einer international vernetzten Plattform für extrem rechte Ideologien.




Ideologisch bekennt sich Srbski Akcija klar zu führenden serbischen Kollaborateuren des NS-Regimes, darunter Milan Nedić, und verherrlicht Ratko Mladić, den Drahtzieher des Srebrenica-Genozids. Die enge Vernetzung zwischen der Tanzbrigade und der serbischen Neonazi-Szene wird auch durch persönliche Treffen bestätigt. So reisten Bernhard Burian und Cedomir Aleksijevic offenbar gezielt nach Belgrad, um sich mit Mitgliedern von Srbski Akcija auszutauschen. Stolz präsentierten sie diese Begegnung auf dem „Regel 17“-Telegram-Kanal, einer bekannten Plattform der extremen Rechten. Doch nicht nur in Serbien kam es zu Treffen: Mehrfach scheinen serbische Neonazis in Wien die Tanzbrigade besucht zu haben. Ob es sich dabei um direkte Mitglieder von Srbski Akcija oder deren Umfeld handelte, ist unklar. Dennoch belegen die engen Verbindungen die gute Vernetzung der Tanzbrigade in serbischen Neonazi-Milieus. Ein weiterer Beleg dafür ist die Teilnahme von Burian, Aleksijevic und Patrick [Wien] an den „Tag der Ehre“-Gedenkveranstaltungen in den Jahren 2023 und 2024, wo sie gemeinsam mit serbischen Neonazis auftraten.


Griechenland: Die neonazistische Partei Chrysi Avgi
Auch in Griechenland hat Bernhard Burian enge Verbindungen in die Neonazi-Szene geknüpft. Ob dies über seine serbischen Kameraden von Srbski Akcija, die mit der griechischen Neonazi-Kleinstpartei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) vernetzt sind, oder auf direkterem Wege geschah, bleibt unklar. Fest steht jedoch, dass Burian auf mehreren Fotos gemeinsam mit dem griechisch-zypriotischen Neonazi Dimitris Theodorakopoulos zu sehen ist, einem langjährigen Mitglied von Chrysi Avgi. Theodorakopoulos dürfte innerhalb der Partei als Security-Manager und Bodyguard des Führungspersonals fungieren und war offenbar auch für den Parteivorsitzenden Nikos Michaloliakos als Personenschützer tätig. Auf zahlreichen Bildern ist er stets in direkter Nähe zu hochrangigen Funktionären der Partei zu sehen. Darüber hinaus bringt er eine hohe militärische und kämpferische Ausbildung mit: Er ist langjähriger Boxer, Reservist der Special Forces von Zypern und diente in der 2nd Airborne Squadron der griechischen Armee. Zusätzlich ist er als Security-Fachkraft mit Spezialisierung auf Armed Close Protection tätig und verfügt über multiple Kampfausbildungen. Neben seiner engen Einbindung in Chrysi Avgi scheint Theodorakopoulos auch in zypriotische neonazistische Netzwerke verstrickt zu sein – insbesondere in die extrem rechte Partei Ethniko Laiko Metopo (ELAM), die bis 2019 eng mit Chrysi Avgi kooperierte und teils von dieser finanziert wurde.


Die griechische Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) war über Jahrzehnte hinweg eine der militantesten faschistischen Organisationen Europas. Ihr politisches Selbstverständnis basierte auf einer radikalen ultranationalistischen, rassistischen und antisemitischen Ideologie, die sich stark an den historischen Nationalsozialismus anlehnte. Ihre Mitglieder schreckten nicht vor terroristischer Gewalt, Einschüchterung und gezielten Morden zurück. Die Organisation fiel durch zahlreiche rassistisch und politisch motivierte Angriffe auf – insbesondere gegen Migrant*innen, Linke und politische Gegner. Der wohl bekannteste Fall ist der Mord an Pavlos Fyssas im Jahr 2013, bei dem ein Parteikader den antifaschistischen Musiker auf offener Straße erstach. Der Mord löste landesweite Proteste aus und führte letztlich zum Verbot von Chrysi Avgi als kriminelle Vereinigung. In einem historischen Gerichtsprozess wurden 2020 die Führungsriege sowie zahlreiche Mitglieder der Partei wegen Bildung einer kriminellen Organisation und Mordes verurteilt.

Trotz der juristischen Niederlage bleibt das Umfeld der ehemaligen Partei hochgefährlich. Viele ehemalige Mitglieder sind weiterhin in rechtsextremen Netzwerken aktiv, sei es durch neonazistische Kampfsportgruppen, paramilitärische Strukturen oder Verbindungen zu anderen europäischen Neonazi-Organisationen. Dass die Tanzbrigade Wien über Bernhard Burian Kontakte zu Chrysi Avgi unterhält, verstärkt das Bild dieser als europaweit vernetzte, extrem rechte Struktur. Besonders brisant ist, dass Burian nicht nur mit einfachen Mitgliedern, sondern mit einem ranghohen Akteur aus dem sicherheitsnahen Umfeld der Partei in Verbindung steht. Dass diese Verbindungen nicht oberflächlich sind, zeigt ein Besuch von Theodorakopoulos in Wien: Er wurde gemeinsam mit Burian in dem Shopping-Zentrum „Wien Mitte“ fotografiert. Angesichts der militanten Vergangenheit und des terroristischen Potenzials der Chrysi Avgi wirft diese Vernetzung ernsthafte Fragen zur internationalen Reichweite der Tanzbrigade auf.

Frankreich: Tomasz Szkatulski und Pride France
Die Tanzbrigade Wien knüpft ihre Netzwerke nicht nur in Zentral- und Osteuropa, sondern auch in Westeuropa. Besonders in Frankreich scheint Bernhard Burian Verbindungen aufgebaut zu haben. Ein Foto zeigt ihn gemeinsam mit dem bekannten Neonazi-Hooligan und Kampfsportakteur Tomasz Szkatulski (LOSC Army), mutmaßlich in einem der Lager seines Versandhandels. Szkatulski ist eine zentrale Figur in der französischen extrem rechten Szene und bekannt für seine hohe Gewaltbereitschaft. Er betreibt den Neonazi-Versand „Pride France“, organisiert die rechtsextreme Kampfsportreihe „Pride & Honneur“ und gilt als einflussreicher Akteur im transnationalen Neonazi-Kampfsportnetzwerk. Selbst trat er mehrfach bei extrem rechten Turnieren an, darunter auch bei der „King of the Streets“-Kampfreihe, die für ihre besonders brutalen, regelarmen Kämpfe bekannt ist. Zuletzt spielte Szkatulski mit Pride France eine Schlüsselrolle bei der „European Fight Night“ in Ungarn. Dort trat er neben bekannten Neonazi-Aktivisten wie Incze Béla (Légió Hungária) und Alexander Deptolla (Kampf der Nibelungen, KdN) als Organisator auf.

Die Bedeutung der transnationalen Vernetzung der Tanzbrigade
Resümierend kann vor dem Hintergrund dieser Kontakte festgestellt werden, dass die zunehmende grenzüberschreitende Vernetzung der Tanzbrigade Wien innerhalb der europäischen Neonazi-Szene ein klares Indiz für deren strategische Ausrichtung ist. Die Gruppe sucht aktiv Anschluss an militante rechtsextreme Netzwerke, deren Mitglieder nicht nur ideologisch gefestigt, sondern auch durch hohe Gewaltbereitschaft und in manchen Fällen durch paramilitärische Strukturen geprägt sind. Obwohl sich die Tanzbrigade selbst vordergründig als subkulturelles Kollektiv inszeniert – mit Aktivitäten wie Sprayen, Partys, DJing, Fußball und Kampfsport – zeigt sich in den dokumentierten Verbindungen, dass einzelne Mitglieder direkt in extrem gewaltbereite und teilweise bewaffnete Strukturen eingebunden sind. Diese Kontakte reichen von Hooligan- und Kampfsportnetzwerken über rechtsterroristische Gruppen bis hin zu paramilitärischen Kreisen. Die enge Verflechtung mit europaweiten Neonazi-Strukturen unterstreicht die Notwendigkeit, solche Netzwerke intensiv zu beobachten. Die Tanzbrigade ist nicht nur ein isolierter lokaler Akteur, sondern Teil einer zunehmend international operierenden extrem rechten Bewegung, die auf Gewalt als politisches Mittel setzt und deren transnationale Koordination eine ernstzunehmende demokratiepolitische Herausforderung darstellt.
Besorgniserregende Entwicklungen: Division Wien, “Tanzbrigade-Nachwuchs”, “Defend Austria” und die Wiederkehr der 1990er-Jahre
Zurück nach Österreich: Dass sich um die Tanzbrigade junge Neonazis sammeln, ist kein neues Phänomen. Bereits während der Covid-19-Pandemie und den damit einhergehenden Demonstrationen, aber wohl auch über Kontakte in der Fußballfanzsene, schlossen sich immer wieder jüngere Personen an, die durch radikales Auftreten und neonazistische Postings in den sozialen Medien auffielen. Mit Stand Januar 2025 wird die Zahl dieser jungen Rechtsextremen auf etwa 15 bis 25 geschätzt, wobei die meisten aus Wien und dem Wiener Umland stammen dürften. Während sie sich zunächst eher lose organisierten, treten sie seit dem 20. Juli 2024 unter dem Namen „Defend Austria“ als relativ geschlossene Gruppe auf. Nach internen Streitigkeiten und bevorstehenden Strafverfahren reorganisierte sich die Gruppierung im Dezember 2024 im direkten Umfeld der Tanzbrigade unter dem neuen Namen „Division Wien“.


Erstmals öffentlich in Erscheinung traten die Mitglieder dieser Jugendgruppierung bei einer FPÖ-Wahlkundgebung in Wien-Floridsdorf, wo sie linke Gegendemonstrant*innen beleidigten und bedrohten. Aufgrund ihres aggressiven Auftretens kam es anschließend zu polizeilichen Maßnahmen gegen einige Beteiligte. Kurz darauf waren dieselben Personen erneut präsent – diesmal bei der IB-Demonstration am 20. Juli in Wien, bei der sie gemeinsam mit führenden Mitgliedern der Tanzbrigade wie Michael Petrzela, Cedomir Aleksijevic, Christian Csincsics, Marco Singraber und „Jacky Nekton“ sowie mit Grazer RAG-Hooligans auftraten. Dort fand auch der erste öffentliche Auftritt von „Defend Austria“ statt, bei dem der spätere Anführer der Gruppe, der online unter dem Pseudonym „Alphois“ auftritt, anwesend war.

Die Verbindungen zwischen der Tanzbrigade und der jugendlichen Neonazi-Gruppe waren von Anfang an dynamisch und durchlässig. Nach der Demonstration kam es zu einem fließenden Übergang zwischen beiden Strukturen: Einige der jungen Rechtsextremen aus „Defend Austria“ schlossen sich direkt der Tanzbrigade an, während umgekehrt vor allem Bernhard Burian gezielt Kontakte zu Akteur*innen von „Defend Austria“ knüpfte. Diese wechselseitige Vernetzung zeigt, dass die Tanzbrigade nicht nur ein etablierter Akteur innerhalb der extrem rechten Szene Wiens ist, sondern zunehmend auch eine Rekrutierungsplattform für eine neue Generation von Neonazis darstellt.
Defend Austria: Jugendliche Radikalisierung zwischen Neonazismus und “Österreich Patriotismus”
Während sich die Radikalisierung der Personen aus dem Umfeld der Tanzbrigade nur schwer nachvollziehen lässt, gibt es bei Defend Austria konkretere Anhaltspunkte. Offenbar begann der politisch zuvor unbekannte Patrick Prochaska bereits vor der Demonstration am 20. Juli 2024, eine private Telegram-Gruppe aufzubauen, die sich schnell als Sammelbecken für Jugendliche und junge Erwachsene mit nationalistischen und rechtsextremen Neigungen etablierte. Prochaska, ein SCR-Fan und Fußballtrainer, war bis dahin nicht als Rechtsextremist in Erscheinung getreten, zeigte jedoch keine Hemmungen, Minderjährige und junge Erwachsene für seine politischen Ziele zu instrumentalisieren. In der Gruppe propagierte er die vermeintliche „Verteidigung Österreichs und Europas“ gegen eine angebliche Überfremdung.

Rasch entwickelte sich ein martialisches Erscheinungsbild: Die Mitglieder trugen Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln, Glatzen, Bomberjacken und verwendeten Schwarz-Weiß-Rot als zentrale Farben ihrer Transparente. Prochaska selbst schien jedoch rechtliche Konsequenzen zu fürchten, weshalb der Telegram-Chat strikt moderiert wurde. Gewaltverherrlichende, antisemitische oder rassistische Äußerungen, die den Straftatbestand der Verhetzung oder des Verbotsgesetzes erfüllen könnten, wurden konsequent gelöscht. Interne Treffen fanden meist in der Peripherie Wiens auf Parkplätzen oder entlang des Wienflusses statt, häufig in der Nähe von Hütteldorf in Wien-Penzing oder außerhalb des Stadtgebiets. Nach kurzen Unterredungen posierten die Mitglieder mit „Defend Austria“- und Österreich-Flaggen, um die Bilder anschließend auf ihren sozialen Kanälen zu verbreiten. Auf den Instagram-Postings zeigten sich ausschließlich junge, vermummte Männer. Bald versuchte die Gruppe, einen eigenen Online-Shop zu etablieren – dieser ging jedoch schnell wieder offline. Als Verantwortlicher war Benjamin Kickl, wohnhaft in der Moselgasse 27 in Wien, eingetragen. Über den Shop wurden rechtsextreme Accessoires, T-Shirts, Hoodies und Sticker verkauft.



Parallel dazu entwickelte Defend Austria ein mehrstufiges politisches Konzept. In einer ersten Phase wollte man sich auf kleinere öffentliche Auftritte konzentrieren, langfristig plante man jedoch nicht nur die Teilnahme an Demonstrationen, sondern auch die Einführung sogenannter „Nachbarschaftswachen“ zur angeblichen „Sicherung Österreichs“. Die Gruppe legte zudem Wert auf körperliche Schulung: In internen Diskussionen wurde erörtert, welche Kampfsportarten sich am besten zur Selbstverteidigung eignen, und es wurden gemeinsame Trainingsbesuche vereinbart. Am 28. Juli 2024 fand in der Wiener Seestadt ein mehrstündiges Treffen statt, bei dem es offenbar zu einem Führungswechsel innerhalb von Defend Austria kam. Prochaska wurde durch eine Person mit dem Pseudonym „Alphois“ ersetzt.

„Alphois“ trat noch radikaler auf und verbreitete offen rassistische Slogans aus der Neonazi-Szene, darunter „Heimatliebe statt Marokkanerdiebe“. Die Gruppe begann, sich gezielt an Provokationen und Störungen politischer Gegner zu beteiligen. Mehrfach rühmte sich „Alphois“ online damit, bettelnde Menschen aus der Wiener Innenstadt vertrieben zu haben. Meta sperrte regelmäßig Inhalte der Gruppe wegen Hassrede. Die Aktionspraxis nahm eine aggressivere Dimension an. Mitglieder von Defend Austria versuchten, linke und migrantische Demonstrationen gezielt zu stören. Am 25. August 2024 etwa tauchten sechs Mitglieder in „Defend Austria“-Shirts bei einer Kundgebung syrischer Oppositioneller auf und provozierten Teilnehmer*innen. Einen Tag später, am 26. August, versuchten sie, eine von der ukrainischen Community organisierte Demonstration gegen den russischen Angriffskrieg zu stören. Schließlich veranstaltete die Gruppe am 21. September 2024 eine eigene Kundgebung in Graz am Europaplatz, bei der rund 15 Personen erschienen. Inhalte wurden nicht präsentiert, Reden wurden nicht gehalten – stattdessen posierte man lediglich mit einer überdimensionierten Österreich-Flagge für Fotos.

Am 22. September 2024, einen Tag nach der misslungenen Kundgebung, erklärte „Alphois“ auf Telegram, dass sich Defend Austria als Projekt „nicht bewährt“ habe und ein Neustart nötig sei. Alle Bundesländergruppen wurden aufgelöst, geplante Aktionen abgesagt. Der nachfolgende Versuch einer Reorganisation konzentrierte sich auf die von Hannes Brejcha und „Fairdenken AT“ organisierte Demonstration, die ursprünglich am 9. November, dem Jahrestag der Novemberpogrome, stattfinden sollte. Nach massiver öffentlicher Kritik wurde der Termin auf den 30. November 2024 verschoben. Im Vorfeld verabredeten sich Mitglieder von „Defend Austria“ zu einem Treffen mit anschließender Teilnahme an der Demonstration. Nur acht Personen erschienen, die sich nach einem Spaziergang durch die Wiener Innenstadt – einschließlich eines Besuchs der Michaelerkirche – zum Heldenplatz begaben. Dort kam es wenig später zu einer polizeilichen Maßnahme: Bei einer Personenkontrolle wurden bei „Alphois“ eine Schreckschusspistole und Anti-Antifa-Sticker gefunden. Bei anderen Teilnehmern wurden Messer und Kampfsport-Mundschützer sichergestellt.


„Division Wien“: Junge Neonazis auf dem Weg zur organisierten Straßengewalt

Nach der Festnahme von „Alphois“ ist davon auszugehen, dass Defend Austria vorerst keine Aktivitäten entfalten wird. Allerdings hatte sich bereits zuvor ein Milieu herausgebildet, das enge Verbindungen zur Tanzbrigade aufweist. Viele der jungen, gewaltbereiten Rechtsextremen bewegten sich fluid zwischen beiden Gruppierungen, mehrfach nahmen Tanzbrigade-Mitglieder an Treffen von Defend Austria teil. Auch zwei Wochen nach der Verhaftung von „Alphois“ konnte Bernhard Burian gemeinsam mit drei weiteren jungen Rechtsextremen am Wiener Westbahnhof gesichtet werden – offenbar als Teil eines Treffpunkts für eine erneute Zusammenkunft der Gruppe.
Vor allem im Herbst und Winter 2024 konsolidierte sich dieses Mischmilieu aus unorganisierten jungen Neonazis, Defend-Austria-Exponenten und Tanzbrigade-nahen Jugendlichen zunehmend als eigenständige Gruppierung. Als es Ende Dezember zu mehreren Vorfällen rund um Defend Austria und die Tanzbrigade kam – insbesondere im Zusammenhang mit einem Angriff auf einen jüdischen Mann –, entschloss man sich zur öffentlichen Positionierung. Am 25. Dezember 2024 posierte die Gruppe am Wiener Donaukanal für ein Statement, das auf dem Telegram-Kanal der Tanzbrigade veröffentlicht wurde. Darin präsentierte sie sich unter dem Namen „Division Wien“ als eigenständige Organisation: Man sei eine „aktive rechte Jugendgruppe, die sich 2024 gegründet hat“, jedoch weder „Teil der Identitären Bewegung noch der Tanzbrigade“, da man „selbstständig und bestimmt […] für Vaterland & Europa [sic]“ kämpfe.

Dass diese Selbstdarstellung als unabhängige Gruppierung eher ein strategisches Manöver ist, zeigt sich sowohl an den engen personellen Überschneidungen mit der Tanzbrigade als auch an einem von beiden Gruppen geteilten Online-Posting. Darin bezeichneten Bernhard Burian und Christian Csincsics die jungen Neonazis als „nächste Generation“, die unter Anleitung an die aktivistische Praxis des nationalen Lagers herangeführt werde. Die öffentlichkeitswirksame Distanzierung könnte mehrere Gründe haben: Mit der Konsolidierung der Division Wien stieg auch die Zahl rechtsextremer Gewalttaten in Wien, worauf zuletzt eine Antifa-Gruppierung hinwies.

Die Gruppe fällt insbesondere durch tätliche Angriffe gegen Migrant*innen und Linke auf, begleitet von Beleidigungen, Drohungen und Einschüchterungsversuchen. Besorgniserregend ist dabei die gezielte Inszenierung der Gewalt: Mehrfach kursierten in den sozialen Medien Videos, in denen sich Mitglieder der Gruppe beim Zwang von Linken zur Entfernung politischer Patches und Abzeichen unter Gewaltandrohung oder direkter Gewaltanwendung filmten. Einen besonders brisanten Höhepunkt erreichte diese Praxis am 2. Januar 2025, als die Gruppe ein Video auf Instagram veröffentlichte. Darin ist zu sehen, wie eine größere Gruppe junger Neonazis in der Wiener Josefstadt mutmaßliche jugendliche Linke angreift und eine Person unter wüsten Beleidigungen brutal niederschlägt. In den sozialen Medien folgten daraufhin hämische Reaktionen und gegenseitige Glorifizierungen der Tat. Besonders deutlich wurde dies durch ein Posting von Jonas Hopfer, der nach der antifaschistischen Thematisierung der Gewaltakte erklärte, dass es sich bei der gewalttätigen Gruppe um eine „freundliche Nachbarschaftswache“ handle, die „stets zu Diensten“ sei.


Diese Eskalation folgt einem altbekannten Muster: Die gewalttätige Praxis der Tanzbrigade wird innerhalb der Division Wien reproduziert. Dabei übernimmt die Gruppe nicht nur Verhaltensmuster und Aktionsformen, sondern orientiert sich auch an ideologischen Prinzipien neonazistischer Männlichkeitskonstruktionen. In rechtsextremen Kreisen gilt Gewalt als zentrales Mittel der politischen Praxis – insbesondere für neuere Gruppen, die sich erst noch als „würdig“ erweisen müssen. Die Demonstration von Härte, Opferbereitschaft und „Kriegermentalität“ ist in dieser Ideologie tief verankert. Häufig geht damit eine Steigerung der Gewaltintensität einher, um sich innerhalb der Szene zu legitimieren. Die Zunahme von gewalttätigen Übergriffen in Wien zeigt, dass sich dieses Muster auch bei Division Wien abzeichnet – und dass die Gruppe eine neue Eskalationsstufe in der organisierten rechtsextremen Straßengewalt darstellt.



Neonazismus und Wege in die Radikalisierung: Drei Beispiele aus den Reihen der Tanzbrigade/Division Wien/Defend Austria
Mit welcher Drastik und Geschwindigkeit die ideologische Radikalisierung innerhalb der Tanzbrigade und ihres Umfelds voranschreitet, lässt sich anhand dreier junger Neonazis nachvollziehen. Zwei von ihnen sind fester Bestandteil der Tanzbrigade, während eine Person im Umfeld von Defend Austria aktiv war. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie sich innerhalb kürzester Zeit extremisierten und sich für militanten Neonazismus begeisterten – zwei von ihnen zeigten online zudem eine klare Affinität zu rechtsterroristischen Ideologien.
Fall I: L. und die Atomwaffen-Division-Ideologie
Der junge Neonazi L. fiel erstmals im Umfeld der Tanzbrigade bei den Corona-Demonstrationen in Wien auf. Dort bewegte er sich gemeinsam mit anderen radikalisierten Jugendlichen wie Dominik Wendel, die zwischen der Identitären Bewegung und der Tanzbrigade pendelten. Er trat regelmäßig mit einer Kolovrat-Kette auf und orientierte sich zunehmend an der Tanzbrigade sowie den bei den Demonstrationen präsenten Hooligans. Zentralfiguren wie Michael Petrzela und Bernhard Burian schienen ihn gezielt in die gewaltaffine Hooligan-Szene zu integrieren, in der er schließlich fester Bestandteil wurde. Parallel dazu radikalisierte sich L. in den sozialen Medien: Auf Telegram verbreitete er bald Inhalte, die eine extreme Glorifizierung des historischen Nationalsozialismus zeigten. Seine Profilbilder und Postings waren mit Schwarzer Sonne und NS-Runen versehen, zudem präsentierte er sich in paramilitärischer Camouflage-Kleidung mit Totenkopf-Balaclava – eine Ästhetik, die stark an die rechtsterroristische „Atomwaffen Division“ angelehnt war. Seine Radikalisierung mündete in aktiven Gewalttaten: Als es im April 2023 zu einer rechtsextremen Kundgebung gegen die queerfeministische Rosa Lila Villa in Wien kam, war auch L. unter den Teilnehmern. Während der Versammlung zeigte er inmitten der Demonstration den Hitlergruß. Er wurde daraufhin nach dem Verbotsgesetz angezeigt. Diese Anzeige markierte offenbar einen Wendepunkt: Nach seiner Entlassung zog er sich vollständig aus der extremen Rechten zurück. Er war seither auf keiner Veranstaltung mehr zu sehen und löschte sämtliche seiner Profile in den sozialen Medien.



Fall II: Noah – Hitlerismus und die Erlebniswelt Fußball
Noah ist ein junger Neonazi, der über Defend Austria den Weg in die Tanzbrigade fand. Schon in den Chaträumen von Defend Austria fiel er durch extrem gewaltaffine Kommentare auf. Er pflegte eine Ästhetik, die stark an die Skinhead-Kultur der 1990er Jahre erinnerte, und trat martialisch auf. Nach der IB-Demonstration im Juli 2024 scheint er endgültig zur Tanzbrigade übergelaufen zu sein. Regelmäßig wurde er in Begleitung von Bernhard Burian und Matej Kacafirek gesehen. Auch Noah fiel durch eine hohe Online-Aktivität mit extremistischem Inhalt auf: Hitlergrüße (vgl. hier), NS-Symbolik und offene Gewaltaufrufe dominierten seine Social-Media-Postings. Er war regelmäßig mit Exponenten von Division Wien unterwegs, beteiligte sich an gewalttätigen Übergriffen und suchte aktiv nach Konfrontationen mit politischen Gegnern.Durch seinen engen Kontakt zu Burian wurde er auch in die Hooligan-Szene von AC Sparta Praha integriert. Wie bereits weiter oben beschrieben, scheint er mittlerweile ein festes Mitglied der Ackerkampf-Gruppe „Prague Boys“ zu sein. Seine zunehmende Gewaltkompetenz aus dem Hooligan-Milieu wird innerhalb der Division Wien instrumentalisiert und weitergegeben. Innerhalb dieser Gruppe wird er für seine aggressive und kämpferische Männlichkeit glorifiziert, was eine verstärkende Dynamik innerhalb der ohnehin stark gewaltgeneigten Struktur begünstigt.



Fall III: Der User „Blasse Grausamkeit“ – Rechtsterrorglorifizierung und christlich-orthodoxer Faschismus
Ein weiteres Beispiel für eine schnelle Radikalisierung mit rechtsterroristischen Bezügen ist der junge Mann, der in den sozialen Medien unter dem Handle „Blasse Grausamkeit“ auftritt (fiktives Namenskürzel: U.). Er tauchte erstmals bei einem Defend Austria-Treffen in der Wiener Seestadt im Juli 2024 auf (worauf etwa kürzlich Recherche Nord hier hinwies). Ob er bereits zuvor an Gruppentreffen teilgenommen hatte, ist unklar, jedoch war er in den sozialen Medien aktiv und hatte mehrfach Beiträge von Defend Austria geliked und geteilt. Sehr schnell zeigte sich, dass U. ein eindeutiger Anhänger rechtsterroristischer Ideologien war. Er glorifizierte bereits verübte Anschläge und postete Inhalte, die eindeutig als Aufrufe zur Gewalt interpretiert werden konnten. Besonders bezeichnend war seine Verherrlichung des Christchurch-Attentäters, den er in einer orthodox-christlichen Ikonografie darstellte. Kurz darauf veröffentlichte er ein Video, in dem er in einem Videospiel einen rassistisch motivierten Amoklauf in Wien-Favoriten nachstellte. Neben der offenen Bezugnahme auf rechtsterroristische Akteure fiel er auch durch seine Inszenierung mit Waffen und neonazistischen Symbolen auf. Immer wieder postete er Bilder von sich mit Schusswaffen, während er gleichzeitig neonazistische Umdeutungen christlich-orthodoxer Inhalte verbreitete. Zudem war er durch wüsten Vernichtungsantisemitismus gekennzeichnet. Ob und inwiefern er tatsächlich in Defend Austria oder das Tanzbrigade-Umfeld eingebunden war, lässt sich schwer abschließend klären. Doch sein Fall verdeutlicht erneut, dass militant und rechtsterroristisch eingestellte Individuen – insbesondere junge Männer – regelmäßig den Weg in das Umfeld der Tanzbrigade finden und dort von etablierten Akteur*innen akzeptiert und integriert werden.



Abschluss und Ausblick
Mit der Tanzbrigade Wien hat sich eine neonazistische Struktur etabliert, die verschiedene subkulturelle Phänomene gezielt kombiniert, um neue Anknüpfungspunkte für Rekrutierung und Mobilisierung zu schaffen. Graffiti, Techno, Clubkultur, Hooliganismus und Kampfsport werden mit ideologisch diffusem Neonazismus, betonter Gewaltaffinität und digitaler Mobilisierung verknüpft. Während dieses Konzept jahrelang kaum auf Resonanz stieß, scheint es nach der Corona-Pandemie verstärkt an Zugkraft zu gewinnen. Mit dem Aufkommen einer neuen neonazistisch orientierten Jugend-Subkultur im deutschsprachigen Raum wird auch die Tanzbrigade für junge Rechtsextreme zunehmend attraktiver und gewinnt dadurch an politischer Reichweite.

Die innerhalb der Gruppe stattfindende Verknüpfung von neonazistischer Politpraxis, Kampfsport, Hooliganismus und transnationaler Vernetzung stellt eine erhebliche Gefahr dar. Insbesondere die zunehmende Professionalisierung der Gewaltbereitschaft – durch Kampfsport-Training, Kontakte zu Hooligan-Milieus und die Verbindungen zu militanten, teils rechtsterroraffinen Gruppen in ganz Europa – erhöht das Eskalationspotenzial. Gerade für junge Menschen, die sich am Beginn eines Radikalisierungsprozesses befinden, kann die Tanzbrigade als Einstiegsmilieu fungieren. Durch ihre europaweiten Verbindungen bietet sie eine Erlebniswelt, die von Wiener Freetekk-Raves, dem Besuch einer Fußball EM, über Hooligan-Kämpfe bis hin zu rechtsextremer Straßengewalt reicht – eine gefährliche Mischung, die gezielt darauf abzielt, neue Anhänger zu rekrutieren.




Offen bleibt, inwiefern die Tanzbrigade über ihre bisher vorrangig subkulturell geprägte Praxis hinauswächst und sich verstärkt in Richtung organisierter neonazistischer Kaderbildung oder gar systematischer politischer Gewalt entwickelt. Sollte sich diese Entwicklung weiter manifestieren, würde das nicht nur die Gefahr extremistischer Gewalttaten erhöhen, sondern auch eine ernsthafte Herausforderung für all jene darstellen, die nicht in das Weltbild der Tanzbrigade und ihrer europaweiten Netzwerke passen. Fest steht: Die Neonazis der Tanzbrigade treten derzeit mit großem Selbstbewusstsein auf und fühlen sich offenbar unantastbar. Für den 22. Februar 2025 hatten sie bereits die nächste Party in Eisenstadt angekündigt. Dort sollten “DJ Skadi” und Christian Csincsics alias „King Banana“ auflegen. In den sozialen Medien der Tanzbrigade und ihres rechtsextremen Umfelds wurde das Event aktiv beworben. Nach Bekanntwerden der neonazistischen Beteiligung an der Veranstaltung sagte der Inhaber des Lokals die Veranstaltung jedoch sofort ab [1].
[1] Im ursprünglichen Text wurden der Name des Lokals und des Besitzers genannt. Aufgrund der sofortigen Reaktion auf die vermeintlich neue Informationslage verzichten wir in dieser Version darauf, diese namentlich zu erwähnen.